Erneuerbare Energien: Bund und Länder nähern sich bei Ökostrom-Reform an

mardi 31 mai 2016

Merkel (M.) bei EEG-Beratungen im Kanzleramt

Merkel (M.) bei EEG-Beratungen im Kanzleramt

Sechs Stunden lang haben Vertreter von Bund und Ländern über die geplante EEG-Reform beraten. Eine Einigung steht zwar noch nicht, laut Kanzlerin Merkel sind jetzt aber die "Umrisse" erkennbar.

Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder haben sich bei der Reform der Ökostrom-Förderung auf Eckpunkte verständigt, aber noch keine abschließende Einigung erzielt. "Wir sind noch nicht ganz am Abschluss, aber ich glaube, wir haben die größte Wegstrecke zurückgelegt", sagte Kanzlerin Angela Merkel in der Nacht zu Mittwoch.

Die Verhandlungen zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) hatten rund sechs Stunden lang gedauert. "Umrisse und die Orientierungspunkte sind klar erkennbar", sagte Merkel im Anschluss. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einem Durchbruch. Sein Kollege Carsten Sieling (SPD) aus Bremen meinte, 90 Prozent auf dem Weg zur endgültigen Einigung seien zurückgelegt.

Laut Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gibt es noch in einigen Punkten Beratungsbedarf, unter anderem zum weiteren Ausbau der Biomasse. Trotzdem plane die Regierung, die EEG-Novelle am 8. Juni im Kabinett zu beschließen. Anschließend gebe es genug Zeit für die Beratungen im Bundestag und mit der EU-Kommission.

Über die Erneuerbaren Energien in Deutschland sagte Gabriel: "Sie sind keine jungen Welpen mehr, die Welpenschutz brauchen, sondern ziemlich flinke Jagdhunde."

Regierung unter Zeitdruck

Mit der EEG-Reform soll ab 2017 die Förderung des Ökostroms umgestellt werden. Dann fallen die auf 20 Jahre festgelegten Garantiepreise für die Stromabnahme für neue Anlagen weg. Stattdessen werden Projekte ausgeschrieben: Wer wenig Subventionen verlangt, erhält dann den Zuschlag. Damit soll das Ausbautempo besser gesteuert werden. Kleinere Anlagen sollen aber wie bisher gefördert werden.

Ziel bleibt es, dass 2025 etwa 40 bis 45 Prozent des Stromverbrauchs über Ökostrom gedeckt wird. Derzeit sind es etwa ein Drittel.

Die Regierung steht bei der Reform unter Zeitdruck: Merkel hatte eine Lösung bis zur Sommerpause Mitte Juli angekündigt - wenn nicht bald das Reformpaket steht, ist auch der mit der EU-Kommission verabredete Startzeitpunkt 1. Januar 2017 bedroht.

Union und SPD waren sich unter anderem über die Förderung neuer Windparks an Land uneins. Nach dem aktuellen Verhandlungen hieß es nun, beim Bau neuer Windräder an Land soll es künftig einen jährlichen Zuwachs von etwa 2800 Megawatt geben; das entspräche etwa 1000 Windrädern. Werden alte Anlagen durch neue ersetzt, wird dies jedoch mit angerechnet. Bei Windenergie auf See (Offshore) soll es beim Ausbauziel von 15.000 Megawatt bis 2030 bleiben.

Differenzen gibt es noch immer bei Biogas-Anlagen, die vor allem im CSU-regierten Bayern verbreitet sind. Nach Plänen des Wirtschaftsministeriums sollen sie nur noch in geringem Umfang per Ausschreibung gefördert werden. Merkel sagte, sie gehe davon aus, dass auch dieser Punkt noch zu klären sei.

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Uno-Warnung zu Falludscha: IS setzt offenbar Hunderte Familien als menschliche Schutzschilde ein

Irakische Soldaten bei Falludscha

Irakische Soldaten bei Falludscha

Der IS bringt Zivilisten laut Uno ins Zentrum der umkämpften Stadt Falludscha - und erlaubt ihnen nicht, "die Sammelplätze zu verlassen". Die Familien sind offenbar in großer Gefahr.

Noch immer sind Zehntausende Menschen in der umkämpften irakischen Stadt Falludscha eingeschlossen, für sie spitzt sich die Lage zu: Die Vereinten Nationen befürchten eigenen Angaben zufolge, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) rund 300 bis 400 Familien als menschliche Schutzschilde missbrauche. Es gebe "glaubwürdige Informationen", wonach der IS Familien verstärkt ins Zentrum von Falludscha bringe und ihnen nicht erlaube, "diese Sammelplätze zu verlassen". Das sagte die stellvertretende Uno-Gesandte für den Irak, Lise Grande.

Dies lege nahe, dass der IS "sie als menschliche Schutzschilde benutzt oder die Absicht hat, sie als solche zu verwenden". Die betroffenen Familien seien "in großer Gefahr, wenn es eine militärische Auseinandersetzung gibt", sagte Grande.
Die irakische Armee hatte am Montag begonnen, aus drei Richtungen in die vom IS kontrollierte Stadt einzudringen. Am Dienstagmorgen starteten die Dschihadisten allerdings einen heftigen Gegenangriff. Sie hatten Falludscha Anfang 2014 erobert. Die Stadt liegt etwa 50 Kilometer westlich von Bagdad und gilt als eine der wichtigsten Bastionen des IS im Irak.
SPIEGEL ONLINE

Es fehlt an Essen, Medizin, Trinkwasser und Strom

Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC), der nahe Falludscha mehrere Flüchtlingscamps betreibt, warnte vor einer "humanitären Katastrophe" in der Stadt. "Ein Mangel an Essen, Medizin, sicherem Trinkwasser und Strom drängt Familien an den Rand der Verzweiflung", sagte der NRC-Leiter im Irak, Nasr Muflahi. Nur 554 Familien aus der Umgebung der Stadt hätten seit Beginn der Militäroffensive Falludscha verlassen können.

Die Zivilisten stünden im Kreuzfeuer der Konfliktparteien und es gebe für sie keine sicheren Fluchtrouten aus der Stadt heraus, sagte NRC-Generalsekretär Jan Egeland.

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Unionsstreit: Schäuble verteidigt Kanzlerin gegen CSU-Attacken

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble

Finanzminister Schäuble stellt sich im Konflikt mit der CSU hinter die Kanzlerin. "Die Formulierung 'Streit zwischen Merkel und Seehofer' weise ich zurück", sagt er im ZDF. "Es sind Attacken gegen Merkel."

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Verantwortung für den unionsinternen Streit zwischen Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer allein der Schwesterpartei CSU zugewiesen. "Die Formulierung 'Streit zwischen Merkel und Seehofer' muss ich zurückweisen. Es sind Attacken gegen Merkel", sagte er in einem ausschnittsweise am Dienstag im "heute journal" gezeigten ZDF-Interview.

Wie in der Union miteinander umgegangen wird, ist laut Schäuble ziemlich einseitig: "Es gibt nichts Vergleichbares aus der CDU gegenüber der CSU, nicht im Ganzen und nicht gegenüber Einzelnen - null."

Das Verhältnis der CDU-Chefin und des bayerischen Ministerpräsidenten gilt als zerrüttet. Die CSU hält Merkel vor, mit ihrer Flüchtlingspolitik verantwortlich zu sein für die sinkenden Umfragewerte der Union. Aus der CDU verlautet, durch die ständigen Attacken von Seehofer auf Merkel kehrten Anhänger der Union den Rücken.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht einen "Zustand erreicht, der der Union im Ganzen schadet". Meinungsunterschiede sollten nicht immer wieder öffentlich angefeuert werden. Auch weil die Zahl der Flüchtlinge zurückgegangen sei, "könnte die Dezibelstärke der Interviews ebenfalls zurückgeführt werden", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Verschwörungstheorien fürs Kanzleramt

Doch CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer erneuerte in der "Bild"-Zeitung seine Kritik an der Schwesterpartei und warf der CDU vor, sie habe kein Profil. "Wenn sich CDU und SPD immer mehr angleichen, schadet es allen." Außerdem schreibt die Zeitung, Seehofer vermute ein Komplott im Kanzleramt. "Bis hinein ins Kanzleramt" gebe es Kräfte, die die CSU als "Fehlkonstruktion" betrachteten und beseitigen wollten.

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt mahnte hingegen: "Ich habe nicht den Eindruck, und das sollten wir auch nicht den Menschen einreden, dass das Vertrauen der Bürger in die Kanzlerin nicht mehr vorhanden wäre."

Wie verfahren die Situation ist, zeigt schon der Versuch, ein gemeinsames Treffen zu arrangieren: Ende Juni wollen die Spitzen beider Parteien langfristige Themen festlegen. Allerdings können sie sich nicht einmal auf einen Ort für die Zusammenkunft einigen.

Am Dienstagabend trafen sich Merkel und Seehofer in Berlin vor der Ministerpräsidentenkonferenz dann zu einem kurzen persönlichen Gespräch. Das Treffen war im Vorfeld als Krisengespräch bezeichnet worden, aus Unionskreisen hieß es jedoch, solche Zusammenkünfte seien vor gemeinsamen Terminen mit den Landeschefs nichts Außergewöhnliches. Inhalte wurden anschließend nicht mitgeteilt.

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Unionsstreit: Schäuble verteidigt Kanzlerin gegen CSU-Attacken

Berufungsurteil im Fall "Costa Concordia": Schettino soll 16 Jahre in Haft

Francesco Schettino (Archiv)

Francesco Schettino (Archiv)

Ein Berufungsgericht in Italien hat das Urteil gegen den Unglückskapitän der "Costa Concordia" bestätigt. Schettinos Anwälte sind mit ihrer Forderung nach einem Freispruch gescheitert.

Viereinhalb Jahre nach dem Unglück der "Costa Concordia" vor der Küste Italiens hat ein Berufungsgericht die 16-jährige Haftstrafe für den Kapitän Francesco Schettino bestätigt.

Das Gericht wies damit sowohl die Forderung der Anklage als auch die der Verteidigung zurück: Die Staatsanwaltschaft hatte 27 Jahre und drei Monate Haft gefordert, die Verteidigung plädierte auf Freispruch.

Schettino war bei der Urteilsverkündung nicht im Gericht, er verfolgte den Schuldspruch in seinem Heimatort bei Neapel.

Die "Costa Concordia" war im Januar 2012 auf einen Felsen vor der Mittelmeerinsel Giglio aufgelaufen und havariert. 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche.

Die Staatsanwaltschaft warf dem Kapitän schwere Versäumnisse vor: Er habe nach der Havarie nur zögerlich Alarm ausgelöst und bei den Behörden falsche Angaben gemacht. Zudem verließ Schettino die "Costa Concordia" in einem Rettungsboot, obwohl noch Hunderte Personen an Bord waren. Er sei in das Rettungsboot hineingefallen, verteidigte sich der Kapitän.

Schettino wurde im Februar 2015 in erster Instanz zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Gegen das Urteil hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung Berufung eingelegt.

Schettino bleibt nun noch der Gang vor das Kassationsgericht in Rom, Italiens höchstes Gericht.

Chronologie einer Katastrophe
Chronologie: Die Aufarbeitung der "Costa Concordia"-Havarie
13. Januar 2012
Die "Costa Concordia" rammt einen Felsen vor der Insel Giglio und läuft auf Grund. An Bord sind mehr als 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder. 32 Menschen sterben.
20. Oktober 2012
Eine Beweisaufnahme bestätigt aus Sicht der Staatsanwaltschaft die Verantwortung von Kapitän Francesco Schettino.
10. April 2013
Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere einigt sich mit der Justiz auf einen Vergleich. Sie muss eine Million Euro Strafe zahlen, die Ermittlungen gegen die Gesellschaft werden eingestellt.
17. Juli 2013
Der Prozess gegen Schettino beginnt in Grosseto.
20. Juli 2013
Vier Crewmitglieder und ein Manager von Costa Crociere erhalten ohne Prozess Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren. Sie hatten ihre Schuld eingeräumt, um die Strafen zu mindern.
16./17. September 2013
In einer 19-stündigen Bergungsaktion wird das stark beschädigte Schiff wieder aufgerichtet und stabilisiert.
27. Juli 2014
Der Luxusliner trifft zur Verschrottung in Genua ein.
13. Dezember 2014
Schettino räumt vor Gericht eine Mitschuld ein.
11. Februar 2015
Das Gericht verurteilt den Ex-Kapitän der "Costa Concordia" wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren und einem Monat Haft. Die Staatsanwaltschaft forderte 26 Jahre und drei Monate, die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.
21. Februar 2015
Die Staatsanwaltschaft beantragt die Festnahme Schettinos. Es bestehe Fluchtgefahr.
7. April 2015
Ein Gericht in Florenz lehnt den Antrag auf Festnahme Schettinos ab.
21. September 2015
Die Staatsanwaltschaft legt Berufung gegen das Urteil ein, drei Tage später folgt die Verteidigung.
28. April 2016
Der Berufungsprozess gegen Schettino beginnt in Florenz.

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Kurz vor der EM: US-Regierung warnt vor Terroranschlägen in Europa

Die Champs-Élysées in Paris

Die Champs-Élysées in Paris

Sehenswürdigkeiten, Restaurants, öffentlicher Nahverkehr: In Europa könnte es zu Terroranschlägen kommen, vor allem während der EM. Davor warnt das US-Außenministerium amerikanische Touristen.

Großereignisse wie die anstehende Fußball-Europameisterschaft in Frankreich erhöhen das Risiko eines Terroranschlags in Europa. Davor warnt das US-Außenministerium in einem Reisehinweis für amerikanische Touristen, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

"Wir warnen US-Bürger vor dem Risiko terroristischer Anschläge in Europa", heißt es auf der offiziellen Seite. Ziele könnten vor allem Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Einkaufszentren oder der öffentliche Nahverkehr sein. Der Hinweis gilt bis zum 31. August dieses Jahres.

Neu sind die Bedenken nicht. Der SPIEGEL hatte bereits im Februar über eine "hohe abstrakte Gefahr" berichtet, die für Fußballer und Fans während der EM bestehe. BKA-Vizepräsident Peter Henzler sagte der "Bild" vor wenigen Tagen, die Bedrohungslage durch den islamistischen Terrorismus sei weiterhin hoch. Anhänger und Sympathisanten des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) würden regelmäßig dazu aufrufen, Anschläge in Europa zu verüben.

Auch französische Offizielle warnen vor möglichen Terrorattacken. Der IS rüste sich für eine Welle von Bombenanschlägen ab Juni, hieß es. Geplant sei eine "neue Form des Angriffs", so der Chef des Inlandsgeheimdiensts DGSI, Patrick Calvar. Die Strategie zeichne sich dadurch aus, dass Sprengmittel an Orten mit großen Menschenmassen platziert werden sollten.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte den Ausnahmezustand im Land, der seit den Anschlägen vom 13. November gilt, zuletzt um weitere zwei Monate bis nach dem Turnier verlängert. Er versprach gleichwohl "maximale Sicherheit". Sein Sportminister Patrick Kanner sagte: "Kein Event war so sicher wie die EM 2016".

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Tod bei Zahn-OP: 18-Jähriger litt an Herzfehler

In Hamburg hat ein junger Mann eine Zahnbehandlung unter Vollnarkose nicht überlebt. Nach der Obduktion ist nun die "hochwahrscheinliche" Todesursache bekannt.

Ein junger Mann geht zum Zahnarzt - und stirbt. Der 18-Jährige hat eine Vollnarkose bei einer Zahnbehandlung in einer Hamburger Praxis nicht überlebt. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den behandelnden Anästhesisten ein, wie ein Behördensprecher sagte. Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung. Die bei der Operation verwendeten Geräte seien sichergestellt worden und würden von Sachverständigen ausgewertet.

Die Obduktion der Leiche hat ein vorläufiges Ergebnis gebracht: Der Tod sei "hochwahrscheinlich" in Folge eines Herzversagens eingetreten, das durch eine Vorerkrankung des Organs sowie durch die Belastungen der mehrstündigen Operation verursacht worden sei, sagte der Sprecher. Weitere medizinische Untersuchungen unter anderem des Gewebes würden folgen.

"Dieser tragische Todesfall hat sicher nichts mit der Zahnbehandlung zu tun, sondern muss mit der Narkose zusammenhängen", sagte die behandelnde Zahnärztin dem "Hamburger Abendblatt". Noch vor dem Vorliegen des Obduktionsergebnisses hatte sie zudem vermutet, dass der junge Mann ein gesundheitliches Problem gehabt habe, das den Ärzten nicht bekannt gewesen sei - und das zu den Komplikationen geführt habe.

Der 18-Jährige sei am vergangenen Freitag nach Komplikationen in der Zahnarztpraxis noch in ein Klinikum in Hamburg-Altona gebracht worden, berichteten mehrere Medien. Dort sei der Tod festgestellt worden. Bereits in der Praxis und auch während des Transports ins Krankenhaus sei versucht worden, den jungen Mann zu reanimieren.

Die Zahnärztin sagte dem "Abendblatt" und der "Hamburger Morgenpost", der 18-Jährige habe die eher unübliche Vollnarkose ausdrücklich verlangt. Die aufwendige, mehrstündige Operation - es handelte sich um eine Wurzelbehandlung mit mehreren Füllungen - habe am Morgen begonnen und sei zunächst auch ganz normal verlaufen. Die Komplikationen seien erst am späten Nachmittag aufgetreten.

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Schreibwaren für Abgeordnete: Firma von AfD-Funktionär beliefert Bundestag seit 16 Jahren

Die Firma, die den Bundestag mit Schreibwaren ausstattet, wird laut "Stern" von einem Berliner AfD-Funktionär geleitet. Die jüngste Ausschreibung soll fehlerhaft abgelaufen sein.

Die Berliner Firma, die seit 16 Jahren den Bundestag mit Bürobedarf beliefert, wird von einem Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) verantwortet. Das berichtete der "Stern" am Dienstag in seiner Online-Ausgabe.

Demnach stattet das Unternehmen bürofa Hunderte Büros von Abgeordneten und Verwaltung seit dem Jahr 2000 mit Schreibwaren, Stiften oder Druckerzubehör aus. Der Geschäftsführer ist den Angaben zufolge Mitglied im Bezirksvorstand der AfD von Berlin-Pankow.

Das Magazin hatte bereits im März über die Personalie berichtet. Nach "Stern"-Informationen hat der Bundestag den Vertrag mit dem Berliner Bürofachhandel kürzlich um vier Jahre verlängert.

Anlass für den aktuellen Bericht sind mögliche Unstimmigkeiten bei der Vertragsvergabe. Üblicherweise bekommt die Firma den Zuschlag für den Bundestagsgroßauftrag, die die günstigsten Preise anbietet. Das soll nach "Stern"-Recherchen aber nur bei einem kleinen Teil des bürofa-Sortiments der Fall sein.

Vorgang soll im Ältestenrat besprochen werden

Bislang haben sich Parlamentarier mit öffentlichem Unmut über die Ausschreibung zurückgehalten. Ein Grund dafür könnte sein, dass man den Bundestagslieferanten nur aufgrund der Parteizugehörigkeit des Geschäftsführers nicht kritisieren kann und will.

Die AfD ist rechtspopulistisch, alle im Bundestag vertretenen Parteien distanzieren sich von ihr. Aber die Partei ist nicht verboten, sitzt in Kommunal- und Länderparlamenten.

Aufgrund der möglichen Unstimmigkeiten könnte die Schreibwarenfirma aber nun doch noch Thema in den Gremien des Bundestags werden. Die Grünen-Politikerinnen Britta Haßelmann und Steffi Lemke gaben am Mittwoch über Twitter bekannt, man wolle den Vorgang in der sogenannten Kommission für Innere Angelegenheiten besprechen. Das Gremium gehört zum Ältestenrat des Bundestags und trifft sich das nächste Mal am 8. Juni.

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"Gedicht des Meisters": Ehemalige Miss Türkei wegen Präsidentenbeleidigung verurteilt

Merve Büyüksarac

Merve Büyüksarac

Der türkische Präsident Erdogan ist erneut juristisch gegen angebliche Verunglimpfungen vorgegangen. Diesmal traf es eine Schönheitskönigin.

Sie postete ein Erdogan-kritisches Gedicht in ihrem Instagram-Profil - dafür ist die ehemalige Miss Türkei, Merve Büyüksarac, jetzt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Ein türkisches Gericht sah es als erwiesen an, dass das Model damit den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan persönlich beleidigt habe, teilte die Nachrichtenagentur DHA mit. Die Strafe von 13 Monaten Gefängnis setzte es zur Bewährung aus.

In dem Text mit dem Titel "Ustanin Siiri" (Das Gedicht des Meisters) geht es um Bestechung. Im Dezember 2013 war gegen Vertraute des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt worden. Unter Verdacht geriet auch Erdogans Sohn Bilal, der in dem Gedicht namentlich erwähnt wird.

Die 27-jährige Büyüksarac, die 2006 zur Miss Türkei gewählt worden war, verteidigte sich vor Gericht mit dem Hinweis, dass die aus einem Satiremagazin stammenden Verse fast eine Million Mal in sozialen Netzwerken verbreitet worden seien. Erdogans Anwalt argumentierte dagegen, das Gedicht, das abgewandelte Zitate der türkischen Nationalhymne enthält, beleidige den Präsidenten persönlich. Erdogan wird von seinen Anhängern als "Großer Meister" verehrt.

Das Gedicht wurde inzwischen aus dem Instagram-Profil des Models gelöscht.

Seit seinem Amtsantritt als Präsident vor knapp zwei Jahren hat Erdogan fast 2000 Beleidigungsklagen gegen Journalisten, Studenten und andere Bürger angestrengt. Kritiker werfen ihm vor, damit die Meinungsfreiheit im Land immer weiter einzuschränken.

Erdogan sagt dagegen, er wehre sich lediglich gegen ehrverletzende Angriffe. In Deutschland geht Erdogan derzeit juristisch gegen ein Schmähgedicht des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann vor.

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Schlossgrabenfest in Darmstadt: 26 Frauen melden sexuelle Übergriffe

In Darmstadt haben weitere Frauen angegeben, auf einem Fest Opfer sexueller Übergriffe geworden zu sein. Drei festgenommene Männer sind inzwischen wieder frei.

Nach sexuellen Übergriffen auf Frauen bei einem Musikfestival in Darmstadt haben sich weitere mögliche Opfer gemeldet. Bis zum Nachmittag seien es 26 Frauen gewesen, teilte die Polizei mit. Inzwischen gebe es 14 Anzeigen, noch nicht alle Angaben der Frauen seien geklärt. Zunächst hatte die Polizei von 18 Anzeigen gesprochen.

Zum Ende des viertägigen Schlossgrabenfestes mit etwa 400.000 Besuchern hatten zunächst drei Frauen in der Nacht zum Sonntag die Polizei darüber informiert, von mehreren Männern unsittlich angefasst worden zu sein. Ähnlich wie in der Kölner Silvesternacht sollen die Verdächtigen in Kleingruppen vorgegangen und die Frauen umzingelt haben. In Köln liegen inzwischen mehr als tausend Strafanzeigen vor.

In einer Pressemitteilung der Polizei Darmstadt heißt es, nach dem Eindruck der Frauen habe es sich "um Männer aus dem südasiatischen Raum gehandelt". Die Beamten nahmen kurz darauf drei verdächtige Männer im Alter von 28 bis 31 Jahren fest. Diese sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. "Es gibt keine Haftgründe", sagte ein Polizeisprecher, die Männer hätten einen festen Wohnsitz. Laut Polizei stammen sie aus Pakistan. Mindestens zwei seien Asylbewerber.

Ermittelt werde wegen sexueller Nötigung und Beleidigung auf sexueller Grundlage. Die Tatverdächtigen hätten sich den Schilderungen zufolge den auch jugendlichen Opfern mit dem sogenannten Antanzen genähert und diese "fast immer im Intimbereich" berührt. Allem Anschein nach sei es um sexuelle Absichten gegangen, nicht um Diebstahl. Von Vergewaltigungen hätten die Frauen nicht berichtet.

In einer ersten Mitteilung hatte die Polizei berichtet, die drei Tatverdächtigen könnten von zwei bis drei unbekannten Männern begleitet worden sein. Zu diesem Hinweis gebe es aber noch keine genauen Erkenntnisse.

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Armenien-Streit: Erdogan appelliert an Deutschlands "gesunden Menschenverstand"

Erdogan, Merkel

Erdogan, Merkel

Jetzt schaltet sich Präsident Erdogan persönlich ein: Die geplante Armenien-Resolution könne das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland verschlechtern, sagt er Merkel am Telefon.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich bei einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die geplante Armenien-Resolution des Bundestages beschwert. Zwei Tage vor der Abstimmung habe er in dem Gespräch an den "gesunden Menschenverstand" Deutschlands appelliert, berichteten türkische Medien.

"Wenn dieser Text angenommen wird und Deutschland in diese Falle tappt, könnte dies alle unsere Beziehungen zu Deutschland, wo drei Millionen Türken leben und das unser Nato-Verbündeter ist, verschlechtern", sagte Erdogan vor Journalisten in Izmir. Der Bundeskanzlerin gegenüber habe er seine "Besorgnis" ausgedrückt.

Der Bundestag stimmt am Donnerstag über eine von Union, SPD und Grünen eingebrachte Resolution über die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor hundert Jahren ab. "Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten in den Jahren 1915 und 1916", lautet der Titel des fünfseitigen Papiers.

Die türkische Regierung will die Ereignisse vor einem Jahrhundert aber auf keinen Fall Völkermord oder Genozid nennen. Armenien hingegen drängt auf Anerkennung des Genozids, bei dem Schätzungen zufolge bis zu 1,5 Millionen Armenier und Angehörige anderer christlicher Volksgruppen im Osmanischen Reich von Vertreibung und Massakern betroffen waren.

Die Türkei, Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs, bedauert die damaligen Ereignisse, wirft aber den Armeniern vor, Kriegspartei gewesen zu sein und auf Seiten der Russen gekämpft zu haben. Zudem geht sie von weit niedrigeren Opferzahlen aus.

Türkei verlangt "respektvolle Haltung"

Erst einen Tag zuvor hatte Merkel mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim telefoniert, der "die haltlosen und ungerechten politischen Urteile" der geplanten Resolution kritisierte. Ankara erwarte von der Bundesregierung und vom Bundestag eine "respektvolle Haltung". Merkel hatte Yildirim angerufen, um ihm zu seiner Ernennung zum Regierungschef zu gratulieren.

Vor Yildirim hatte bereits Regierungssprecher Numan Kurtulmus die Bundestags-Resolution als potenzielle Quelle türkisch-deutscher Verstimmungen kritisiert. Dass die Resolution dennoch eine Mehrheit im Bundestag findet, gilt als wahrscheinlich.

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Armenien-Resolution: Bundestagsabgeordnete erhalten Drohmails

Abgeordnete im Bundestag

Abgeordnete im Bundestag

"Verräter", "Du gehörst beseitigt" - solche und ähnliche E-Mails bekommen Politiker und Journalisten kurz vor der Bundestagsresolution zum Völkermord in Armenien. Die Aktion wirkt gesteuert.

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Der Begriff Völkermord fällt gleich viermal in dem Entwurf der Resolution, den der Bundestag am Donnerstag beschließen will, einmal sogar in der Überschrift. "Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten in den Jahren 1915 und 1916", so der Titel des fünfseitigen Papiers, auf das sich die Fraktionen von Union, SPD und Grünen geeinigt haben.

Doch im Vorfeld wird heftig gestritten. Die türkische Regierung will die Ereignisse vor einem Jahrhundert partout nicht Völkermord oder Genozid nennen und kritisiert jeden, auch jede ausländische Regierung, die genau dies tut. Armenien hingegen drängt auf Anerkennung des Genozids, bei dem Schätzungen zufolge bis zu 1,5 Millionen Armenier und Angehörige anderer christlicher Volksgruppen im Osmanischen Reich von Vertreibung und Massakern betroffen waren.

Die Türkei, Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs, bedauert die damaligen Ereignisse, wirft aber den Armeniern vor, Kriegspartei gewesen zu sein und auf Seiten der Russen gekämpft zu haben. Zudem geht sie von weit niedrigeren Opferzahlen aus.

Tausende E-Mails gehen in diesen Tagen bei Bundestagsabgeordneten und Journalisten zu dem Thema ein. Mehr als 500 türkische Organisationen in Deutschland haben unter Federführung der Türkischen Gemeinde Berlin ein Schreiben verfasst, das Türken an Politiker versenden sollen.

"Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken"

So zerstritten die Gruppen sonst sind, so sehr eint sie ihre Ablehnung der Resolution. Nicht nur die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), ein Ableger der türkischen Regierungspartei AKP, und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) gehören dazu. Auch die türkische Oppositionspartei CHP, die rechtsextremen nationalistischen Grauen Wölfe und islamistische Gruppen machen mit.

In dem Schreiben heißt es: "Über 90 Prozent der türkischen Bevölkerung lehnt zu Recht den Völkermordvorwurf ab und wertet ihn als Verleumdung." Sollte die Resolution durchkommen, wäre das "Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken hierzulande, aber auch in der Türkei".

Türkische Mitbürger werden zudem aufgefordert, per Fax oder E-Mail an die Bundestagsabgeordneten ihren Protest auszudrücken. Es sei "unhaltbar", wenn der Bundestag die Ereignisse von 1915 und 1916 als Völkermord bezeichne. Dies sei nicht Sache der Politik, sondern von Gerichten.

Der Druck, der in diesen Tagen auf Parlamentarier ausgeübt wird, geht über reine Protestschreiben hinaus. Aus allen Bundestagsfraktionen ist zu hören, dass Abgeordnete - insbesondere mit türkischen Wurzeln - Schmähbriefe erhielten. Cem Özdemir, Chef der Grünen, berichtet von Beschimpfungen per E-Mail, Facebook und Twitter. "Es sind immer die gleichen Ausdrücke: 'Verräter,' 'Armenierschwein', 'Hurensohn', 'armenischer Terrorist' und sogar 'Nazi'", sagte er der ARD.

Auch von Seiten der Armenier wird versucht, Druck auszuüben

Auch Journalisten, die über das Thema schreiben und den Begriff Völkermord oder Genozid benutzen, berichten von Drohungen. "Du gehörst beseitigt", heißt es in einer E-Mail, oder: "Dein Ende wird sein wie das von Hrant Dink." Dink war ein armenischer Journalist mit türkischer Staatsbürgerschaft. Er wurde im Januar 2007 in Istanbul von einem jugendlichen Rechtsextremisten erschossen. Beobachter vermuten, dass die Tat von Hintermännern geplant und bis heute nicht aufgeklärt wurde.

Auch von Seiten der Armenier wird versucht, Druck auszuüben - sie schreiben eifrig, teils vorgefertigte, E-Mails. Von ihnen seien "mehr als zehntausend E-Mails" eingegangen, heißt es aus der Grünen-Fraktion. Die Abgeordneten würden aufgefordert, "den Völkermord endlich anzuerkennen" und sich "dem Druck der türkischen Forderung nicht zu beugen". Der Ton aus diesen Reihen sei "mitunter zwar auch aggressiv, aber nicht drohend wie von Seiten mancher Türken".

Aus Rücksichtnahme auf türkische Befindlichkeiten war 2015 auf eine vergleichbare Resolution verzichtet worden. Auf Betreiben der Grünen kam nun aber der Entwurf zustande, der die Bundesregierung auffordern soll, der Gräueltaten zu gedenken, den Versöhnungsprozess zwischen Türken und Armeniern zu fördern und sich zur deutschen Mitschuld zu bekennen.

Die damalige deutsche Reichsregierung und ihre Diplomaten waren nachweislich über die Vertreibung und Vernichtung von Menschen informiert, schwiegen aber gegenüber dem Osmanischen Reich, dem Verbündeten im Ersten Weltkrieg.

Dass die Resolution eine Mehrheit im Bundestag findet, gilt als wahrscheinlich. Spannend ist jedoch die Frage, mit wie vielen Stimmen. Mehrere führende Politiker haben schon angekündigt, der Abstimmung fernzubleiben - weil sie keinen Sinn in der Resolution sehen, eine Verschlechterung der Beziehungen zur Türkei befürchten. Einig sind sich alle nur darin: Einschüchtern lassen sie sich von niemandem.


Zusammengefasst: Die deutsche Resolution zum Völkermord an den Armeniern sorgt in der Türkei für Aufregung. Derzeit gehen bei vielen Politikern und Journalisten E-Mails ein, in denen teils eindeutige Drohungen ausgesprochen werden. Auch das armenische Lager versucht, Einfluss zu nehmen. Allerdings ist dort der Ton generell weniger scharf.

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Ukrainische Soldatin Sawtschenko: "Niemandem ist vergeben"

Nadija Sawtschenko

Nadija Sawtschenko

Gerade erst wurde sie aus russischer Haft entlassen, nun trat die ukrainische Soldatin Nadija Sawtschenko im Parlament auf - und hielt eine nationalistische Kampfrede.

Eine Woche nach ihrer Freilassung aus russischer Haft ist die ukrainische Soldatin Nadija Sawtschenko mit einer flammenden Rede zum ersten Mal im Parlament von Kiew aufgetreten. Die ukrainische Fahne über der Schulter und eine Fahne der 2014 von Russland annektierten Krim in der Hand, schritt sie am Dienstag zum Rednerpult und sang die Nationalhymne.

"Ich bin zurückgekommen und werde dafür sorgen dass Ihr, die Ihr in diesen Armstühlen im Parlament sitzt, nie die Jungen vergesst, die ihr Leben für die Ukraine auf dem Maidan-Platz gelassen haben und heute weiterhin im Osten sterben", sagte die 35-Jährige.

Die in Russland zu 22 Jahren Haft verurteilte Sawtschenko war vergangene Woche im Austausch für zwei russische Soldaten freigelassen worden. Während ihrer Inhaftierung in Russland war sie ins Parlament von Kiew gewählt worden.

"Nichts ist vergessen, niemand ist vergessen, und niemandem ist vergeben", sagte Sawtschenko. "Das Volk der Ukraine wird uns hier nicht sitzen lassen, wenn wir es betrügen", fügte sie hinzu und deutete die Möglichkeit eines weiteren Volksaufstands an. "Die Ukraine ist wichtiger als das Leben von jedem Einzelnen von uns", sagte sie den Abgeordneten.

Vor dem Hintergrund des erbitterten Konflikts zwischen Kiew und Moskau war Sawtschenko zur ukrainischen Nationalheldin geworden. Sie hatte sich einem rechtsextremen Freiwilligenbataillon angeschlossen, um gegen prorussische Separatisten im Osten der Ukraine zu kämpfen. Im Juni 2014 wurde sie gefangengenommen und im März 2016 in Russland zu 22 Jahren Haft verurteilt, weil sie eine Mitschuld am Tod zweier russischer Reporter tragen soll.

Präsident Petro Poroschenko zeichnete sie im März 2015 mit dem höchsten Verdienstorden der Ukraine aus. Beobachtern zufolge könnte Sawtschenko ihm jedoch wegen ihrer politischen Ambitionen noch gefährlich werden. Sie genießt bei Veteranen und Soldaten hohes Ansehen und hat bereits angedeutet, dass sie eines Tages für das Präsidentenamt kandidieren könnte.

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Bundeswehrprojekt "Euro Hawk": Drohnen-Debakel kostet weitere 300 Millionen Euro

Aufklärungsdrohne "Euro Hawk"

Aufklärungsdrohne "Euro Hawk"

Die Drohne flog nicht, die Kosten explodierten - also stoppte die Bundesregierung den "Euro Hawk". Nun soll der Bundestag weitere Millionen für die Nachwehen des Debakels bewilligen.

"Euro Hawk"? Da war doch was. Eigentlich hatte Thomas de Maizière, damals noch Verteidigungsminister, das teure Drohnenprojekt im Herbst 2013 gestoppt. Er wollte nicht noch mehr Geld in dem Millionengrab versenken.

Nun aber kommt es anders. Die Bundesregierung will noch einmal rund 300 Millionen Euro in die Entwicklung stecken. Warum?

Der Reihe nach: Jahrelang hatte die Bundeswehr an einem unbemannten Flieger tüfteln lassen, rund 600 Millionen Euro Steuergeld flossen, um die Truppe mit einem eigenen, fliegenden Auge auszustatten. Die ständigen Kostensteigerungen bei der Entwicklung sah sich de Maizière ziemlich lange an.

Dann stand fest: Die hochmoderne Aufklärungsdrohne "Euro Hawk" , fast so groß wie ein Passagier-Jet, würde wohl nie fliegen, de Maizière entschied: Besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende.

Bis heute steht der "Euro Hawk" für Pleiten und Pannen bei Rüstungsprojekten der Bundeswehr. Ein Untersuchungsausschuss offenbarte, wie die Bundeswehr jahrelang die Probleme einer notwendigen Zulassung für die Drohne ignoriert hatte. De Maizière bekam den unschönen Spitznamen "Minister Ahnungslos". Er ärgert sich bis heute darüber.

Das dicke Ende des Projekts kommt nun auf de Maizières Nachfolgerin zu. Schon bald will Ursula von der Leyen den Bundestag bitten, ein weiteres Budget für das Pleitenprojekt abzunicken. Vereinfacht gesagt geht es um die Nachwehen der Desasters, für die nun noch einmal satte 289 Millionen Euro bewilligt werden sollen.

Technik-Tests dauern länger

Im vertraulichen Teil eines Statusberichts, den von der Leyen kürzlich dem Bundestag übergab, wird jedes Rüstungsprojekt analysiert, das die Bundeswehr plant. Beim Abschnitt über den "Euro Hawk" prangt bei den Kosten ein hässliches Plus von 59 Prozent.

Der Bericht illustriert anschaulich, dass de Maizière nicht ganz die Wahrheit gesagt hat. Sein Haus gestand 2013 zwar ein, dass die Entwicklung der Drohne selbst gescheitert war. Die Antennen und Sensoren, das technische Innenleben der Drohne also, aber seien fast fertig entwickelt. Sicherlich könne man diese in ein anderes Fluggerät einbauen.

Von der Leyen folgte dem Kurs. Noch frisch im Amt ordnete sie 2014 an, die "Isis"-Sensoren durch ein paar Testflüge des "Euro Hawk" fertig zu entwickeln. Damit die Bundeswehr möglichst schnell eine dringend benötigte Aufklärungsplattform bekommt, sollten die Antennen am Ende in eine US-Drohne vom Typ "Triton" installiert werden.

Heute würde sich die CDU-Politikerin wohl anders entscheiden. Denn die elektronischen Augen und Ohren der Drohne haben sich zu einem ähnlich teuren Flop wie die Pannendrohne selbst entwickelt. Laut den aktuellen Papieren muss das System noch mindestens bis 2019 getestet werden. Eben dafür braucht man jene 289 Millionen Euro, um die es nun geht.

Klar ist, dass die Truppe noch lange auf ihre Drohne warten muss. So sollen die Testflüge erst Ende 2017 beginnen, Probeflüge unter realistischen Bedingungen gibt es erst 2019. Selbst wenn alles reibungslos läuft, wird der Einbau in die "Triton"-Drohne dauern. Zudem drohen auch bei ihr Zulassungsprobleme.

" Die desaströsen Dauerdebakel gehen weiter"

Das Ministerium reagiert auf Nachfragen nach dem Extrabudget reserviert. Pannenprojekte sind gefährlich für Ministerin von der Leyen, schließlich hatte sie eine schonungslose Reform des Rüstungseinkaufs angekündigt. Folglich räumt man die Mehrkosten zwar ein, schiebt aber die Verantwortung von sich.

Der Argumentation ist nicht leicht zu folgen. Demnach seien in das Programm bestimmte Flüge, die eigentlich erst später durchgeführt werden sollten, aufgenommen worden. Folglich dauerten die Tests länger und würden teurer. Im Ministerium wird zudem betont, dass man Pannenprojekt inklusive Nachwehen geerbt habe.

Die Opposition sieht sich trotzdem bestätigt, dass sich der alte Schlendrian bei den Rüstungsprojekten fortsetzt. "Trotz vollmundiger Ankündigungen gehen die desaströsen Dauerdebakel wie die Entwicklung der 'Isis'-Sensoren unter Ursula von der Leyen genauso katastrophal weiter wie bei ihrem Vorgänger", sagt Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger.

Dass es am Ende bei den Mehrkosten von knapp 300 Millionen Euro für die Abschlusstests der Sensoren bleibt, will Brugger noch nicht recht glauben. Die Erfahrung mit Bundeswehrvorhaben habe gezeigt, "dass aus dem Wehrressort auf eine Hiobsbotschaft meist weitere folgen".

Ein Zurück aber gibt es nicht mehr. Das Ministerium hat bereits einen Vorvertrag mit den USA über den Kauf von drei "Triton"-Drohnen geschlossen, diese sollen noch mal knapp 650 Millionen Euro kosten. Grob überschlagen liegen die Kosten für die fliegenden Augen der Bundeswehr damit bei 1,5 Milliarden Euro - selbst für die Bundeswehr eine stolze Summe.

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Bundeswehrprojekt "Euro Hawk": Drohnen-Debakel kostet weitere 300 Millionen Euro

Trash-Kino-Bibel: Götter des Gemetzels

B-Movies: Blaxploitation, Sexploitation, Schnurrbartalarm
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B-Movies sind eine verdammt ernste Angelegenheit. Im Selbstversuch mit Hunderten von Chuck-Norris- und Steven-Seagal-Filmen zeigen uns Clemens Meyer und Claudius Nießen die Schönheit im Schrott.

Das Bahnhofskino: In vergangenen Zeiten war es der Sehnsuchtsort für kranke Gelüste aller Art, eine Zufluchtsstätte gesellschaftlicher Randexistenzen jeder Coleur. Die Autoren Clemens Meyer und Claudius Nießen versuchen nun in ihrem Buch "Zwei Himmelhunde. Irre Filme, die man besser liest" Ordnung in den internationalen B-Movie-Erguss der letzten 60 Jahre zu bringen. Ein Selbstversuch mit Hunderten von Trashfilmen, ein Katalog des Nicht-Katalogisierbaren.

Es geht, klar, um Chuck Norris, Steven Seagal und Dolph Lundgren. Es geht um obskure Frauengefängnisfilmperlen ("Women in Cages"!) und berühmte Surfnazidesaster ("Surf Nazis Must Die"!). Und um alle möglichen Genrekreuzungen dazwischen.

Runtergeschrieben im Duktus des derangierten B-Movie-Süchtigen, entwickelt das Dialogbuch, wohl durchaus gewollt, einen zwiespältigen Sog. Wunderbar, wie hier der betont eifrige Analysewillen oft von der hemmunglosen Hingabe ans Billo-Kino überwältigt wird.

Die Rache der geschändeten Frauen

Besonders schön funktioniert dieser Mechanismus zwischen den beiden Trieb-Cineasten in dem Kapitel über das Bahnhofskinomeisterwerk "Ich, die Nonne und die Schweinehunde", Bahnhofskinokennern möglicherweise auch bekannt unter den Titeln "Die Rache der geschändeten Frauen" oder "The Big Bust Out" oder "Crucified Girls of San Ramon" oder "Io monaca... per tre carogne e sette peccatrici", gedreht 1972 in Italien von Bahnhofskinoregielegende Ernst R. von Theumer (Hier der deutsche Trailer).

Dieser Abschnitt im Buch beginnt mit einer übertrieben peniblen Genre-Einordnung: "ein subtiler Genremix. Nonnen-Action, Frauenknastfilm, Abenteuerfilm, Rape-and-Revenge-Movie, ein wirklicher Klassiker des Bahnhofskinos." Es folgt eine Reflexion über männliche Ausbeutung und weibliche Selbstermächtigung. Einer der "Himmelhunde" stammelt, die nackten, missbrauchten Protagonistinnen würden "die vom Mann ausgehende Gewalt ... sagen wir ... auf den Mann zurückschleudern." Der andere Himmelhund, vielleicht etwas überstimuliert nach der Sichtung, sekundiert: "Squirting beats ejaculation."

Claudius Nießen ist im Hauptberuf übrigens Leiter des renommierten Literaturinstituts Leipzig, Clemens Meyer hat zuletzt mit seinem zwielichtig schönen Roman "Im Stein" das große ostdeutsche Prostitutionspanorama vorgelegt. In "Zwei Himmelhunde" nähern sich die beiden ihrem Sujet ohne jede Ironie-Sicherung. Sie nehmen den B-Movie ernst. Im Gegensatz etwa zu den Verantwortlichen der Tele 5-Reihe "Die schlechtesten Filme aller Zeiten", wo man die größtmöglichen Verfehlungen und Unfälle der Filmgeschichte zum allgemeinen Ablachen freigibt. Langweilig, wohlfeil.

Ernst Jünger war Rambo-Fan

Sicher, auch die Leipziger lassen keine Pointe aus. In der Mitte ihres Buches gibt es eine Art Lexikon des Gewaltfilms. Unter E wie Ernst Jünger steht: "Der war der totale Rambo-Fan. Das weiß kaum einer. Die von Klett-Cotta haben das einfach aus den Tagebüchern rausgestrichen. Dabei war der nicht nur irgendein Fan. Der war der absolute Rambo-Maniac."

Zugleich wollen Nießen und Meyer aber in ihrer Poetik des Bahnhofkinos den gefährlichen, den glücklichmachenden Sog der Filme erfahrbar machen, Rezeption und Abstraktion zusammenbringen. Was natürlich misslingt. Grandios misslingt. Etwa wenn der eine nörgelt, dass in einem Frauengefängnisfilm der Gitterstab wie ein schwarzer Balken die Scham der nackten Insassin verdeckt, und der andere in einer pornoseminartauglichen Einlassung ergänzt: "Da wird ganz subtil mit dem Auge und der Lust des Betrachters gespielt." Voyeurismus als Kulturtechnik.

Zu dieser Sicht auf das Trash-Kino gehört auch, dass die Autoren die sich verändernden Rezeptionsweisen der Trash-Junkies nachzeichnen - von der schummrigen Schuhkarton-Atmosphäre im Bahnhofskino der Sechziger- und Siebzigerjahre über leiernde und ausleiernde Videokassetten der Achtziger- und Neunzigerjahre bis zur DVD mit ihren mannigfachen Möglichkeiten der fetischisierenden Feineinstellung in der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit.

Nießen und Meyer berichten darüber, wie sie bei den verschiedenen Teilen von Wes Cravens "Nightmare On Elm Street"-Horrorsaga versucht haben, der Hauptdarstellerin Heather Langencamp durch Zeitlupe und Zoom näher zu kommen. Im Buch heißt es: "Mit der Erfindung der DVD entdeckten die Himmelhunde das Zoomen. Früher waren wir Spuler, nun wurden wir Zoomer."

Dieses niemals geschmäcklerische, immer detailgenaue Buch liefert also vielmehr als eine Listung besonders kranker Filme. Es ist auch und vor allem eine Sittengeschichte des Spannens geworden.

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Europäischer Gerichtshof: Generalanwältin hält Kopftuchverbot im Büro für zulässig

Ein Arbeitgeber kann seinen Angestellten das Kopftuch verbieten, wenn es als religiöses Zeichen verwendet wird. Zu diesem Schluss kommt die Generalanwältin vor dem Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH), Juliane Kokott, in einer aktuellen Stellungnahme.

Kokott findet: Arbeitgeber verfolgen eine "legitime Politik", wenn sie in ihren Betrieben eine "religiöse und weltanschauliche Neutralität" durchsetzen wollen." Es liege "keine unmittelbare Diskriminierung" wegen der Religion vor, wenn einer Arbeitnehmerin muslimischen Glaubens verboten werde, am Arbeitsplatz ein Kopftuch zu tragen.

Das Verbot könne dann gelten, wenn der Betrieb allgemeine Regeln aufgestellt habe, wonach das Zeigen von politischen, philosophischen und religiösen Zeichen am Arbeitsplatz untersagt sei, heißt es.

Die Generalanwältin betont allerdings, das Verbot dürfe nicht auf Vorurteilen gegenüber einer oder mehreren Religionen oder religiösen Überzeugungen beruhen. Außerdem müsse das zuständige Gericht die Verhältnismäßigkeit prüfen.

Alter oder Hautfarbe kann man nicht an der Garderobe abgeben

Zwar sei die Religion für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer persönlichen Identität. Doch bei der Religionsausübung am Arbeitsplatz könne Arbeitnehmern "eine gewisse Zurückhaltung" zugemutet werden. So steht es in einer Zusammenfassung des EuGH zu Kokotts Einschätzung. Das Maß an Zurückhaltung sei allerdings von "einer Gesamtbetrachtung aller relevanten Umstände des jeweiligen Einzelfalls abhängig".

Hintergrund der Stellungnahme ist der Fall einer Rezeptionistin, die in einer Sicherheitsfirma in Belgien gearbeitet hatte. Der Frau wurde gekündigt, weil sie nach drei Jahren im Betrieb darauf bestand, künftig mit einem Kopftuch zur Arbeit zu kommen.

Die Frau klagte daraufhin erfolglos auf Schadensersatz. Der Fall kam zum EuGH in Luxemburg, nachdem das höchste belgische Gericht die Richter dort um Auslegung des EU-Diskriminierungsverbots wegen Religion oder Weltanschauung bat. Mit einem Urteil ist in einigen Monaten zu rechnen. In den meisten Fällen folgen die Richter der Empfehlung des Generalanwalts.

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Frühjahr 2015 das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen an deutschen Schulen gekippt und dies mit der Glaubens- und Bekenntnisfreiheit begründet.

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Erinnerung an NS-Opfer: Stolperstein-Befürworter scheitern vor Münchner Gericht

Zwei Stolpersteine im Verwaltungsgericht München

Zwei Stolpersteine im Verwaltungsgericht München

Die Stadt München lehnt Stolpersteine ab. Angehörige von Opfern der Nationalsozialisten wollten diese Form der Erinnerung nun gerichtlich durchsetzen lassen - vergeblich.

Die Befürworter von Stolpersteinen in München haben vor Gericht eine Niederlage erlitten. Das Verwaltungsgericht wies die Klage dreier Männer ab, die mit den kleinen Messingtafeln in Gehwegen an ihre Vorfahren erinnern wollten, die von den Nationalsozialisten umgebracht worden waren.

Die Kläger wehrten sich gegen ein Verbot der Stadt, die Stolpersteine zu verlegen, und pochten auf ein Sondernutzungsrecht. Die Kammer war aber der Überzeugung, dass privatrechtliche Regelungen wie Verträge zwischen den Klägern und der Stadt hier greifen müssten. Das Verwaltungsgericht sei darum für die ganze Sache gar nicht zuständig. Außerdem liegt es nach Auffassung des Vorsitzenden Richters Thomas Eidam durchaus im Ermessen der Stadt, welche Form des Gedenkens sie zulässt.

Der Münchner Stadtrat hatte sich im vergangenen Herbst mehrheitlich gegen die Gedenksteine ausgesprochen. Die beiden größten Fraktionen CSU und SPD einigten sich auf die Linie, dass der Opfer des Nationalsozialismus in München auf andere Weise gedacht werden soll, etwa mit Gedenktafeln oder Stelen.

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKM) lehnt die Stolpersteine ab. "Menschen treten auf die Stolpersteine oder gehen achtlos über sie hinweg", sagte IKM-Präsidentin Charlotte Knobloch. In der jüdischen Gemeinde Deutschlands gibt es jedoch auch zahlreiche Befürworter des Projekts.

Die Stolpersteine sind eine Erfindung des deutschen Künstlers Gunter Demnig, der sie seit Jahren vor dem letzten Wohnort oder Arbeitsplatz der Opfer ins Trottoir verlegt. Das Projekt gilt inzwischen als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. In Hunderten deutschen Städten und Gemeinden sind Stolpersteine zu finden, dazu auch im Ausland, insgesamt wurden mehr als 50.000 verlegt.

Demonstration gegen die Verlegung von Stolpersteinen vor dem Verwaltungsgericht München

Demonstration gegen die Verlegung von Stolpersteinen vor dem Verwaltungsgericht München

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Bahnstreik-Drohung: Jeder zweite Zug könnte bei EM in Frankreich stillstehen

Frankreichs Eisenbahner streiken - und drohen mit Ausständen während der Fußball-Europameisterschaft. 50 Prozent aller Züge könnten dann stillstehen.

SNCF-Angestellter in Paris

SNCF-Angestellter in Paris

Für Fußballtouristen könnte das Reisen in Frankreich in den kommenden Wochen anstrengend werden: Elf Tage vor dem Beginn der Europameisterschaft droht im Gastgeberland der Kollaps des öffentlichen Verkehrsnetzes. Denn die Eisenbahner streiken - und kündigten nun an, ihre Proteste gegen eine geplante Lockerung des Arbeitsrechts auf die am 10. Juni beginnende Fußball-Europameisterschaft auszuweiten. In diesem Fall könnte im Extremfall während des Turniers etwa die Hälfte des regionalen und nationalen Verkehrs auf der Schiene zum Erliegen kommen, droht der Allgemeine Gewerkschaftsbund CGT.

Landesweit wird es bereits ab Dienstagabend zu erheblichen Behinderungen im Zugverkehr kommen. Angaben der französischen Staatsbahn SNCF zufolge werden nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge fahren.

Die TGV- und ICE-Züge von Paris nach Stuttgart und Frankfurt sollen an dem Mittwoch normal fahren. Bei den Thalys-Zügen, die auch nach Deutschland fahren, wurden jedoch Beeinträchtigungen erwartet, zumal die auch von einem Streik in Belgien betroffen sind.

Für die Schnellzugverbindungen mit dem Eurostar nach Großbritannien werden keine Probleme erwartet. Dagegen wird es bei den Verbindungen in die Schweiz, nach Belgien, Spanien und Italien zahlreiche Ausfälle geben.

Pilotenstreiks im Juni

Mit den Streiks wollen die Gewerkschaften Druck bei Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen im Bahnsektor allgemein und über Arbeitszeiten bei der SNCF ausüben.

"Wir werden die Leute nicht davon abhalten, zu den Fußballspielen zu gehen", sagte Philippe Martinez, Vorsitzender des CGT: "Aber die Regierung muss sich auf Gespräche einlassen. Es liegt alles in ihrer Hand."

Ausstände treffen das Land derzeit geballt: Erst am Montag hatte die Fluglinie Air France Pilotenstreiks für den Juni angekündigt, Mitarbeiter der Pariser Metro werden am Donnerstag vorläufig die Arbeit niederlegen. Die Reformpläne von Staats-Präsident Francois Hollande, mit denen unter anderem die 35-Stunden-Woche und der Kündigungsschutz gelockert werden sollen, sorgen in Frankreich seit Wochen für erregte Debatten. Außerdem wurden die Atomkraftwerke und die Raffinerien in Frankreich in den letzten Wochen teilweise lahmgelegt.

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Kampf um Falludscha: IS missbraucht Zivilisten als menschliche Schutzschilde

Irakische Soldaten nahe Falludscha

Irakische Soldaten nahe Falludscha

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" stoppt in Falludscha die Offensive der irakischen Streitkräfte. Für die Zivilisten wird die Lage in der Stadt immer dramatischer.

Die radikalislamische IS-Miliz hat mit massiver Gegenwehr den Ansturm der irakischen Armee auf Falludscha zum Stocken gebracht. Die Soldaten hätten ihren Vorstoß in der Nacht zum Dienstag vorerst eingestellt, nachdem sie unter heftigen Beschuss geraten seien, sagte ein Kommandeur im Stützpunkt Camp Tarik südlich von Falludscha. Derzeit harrten die Eliteeinheiten in Tunneln und Schutzgräben etwa 500 Meter vom südöstlichen Stadtteil Al-Schuhada entfernt aus.

Für die Zehntausenden Zivilisten, die in der IS-Hochburg eingeschlossen sind, spitzt sich die Lage offenbar weiter zu. Der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats warnte vor einer Katastrophe für die Menschen. Der Zugang zu Trinkwasser, Lebensmitteln und Gesundheitsversorgung ist begrenzt. Dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR liegen zudem Berichte vor, wonach der IS in Falludscha Menschen als Schutzschilde einsetzt.

Rund 3700 Menschen sind nach Angaben des UNHCR in den vergangenen Tagen aus Falludscha geflohen - die irakischen Spezialkräfte hatten dort am Montag ihre Offensive begonnen.

Machtverteilung im Irak
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Machtverteilung im Irak

Zwischen 500 und 1000 Kämpfer der Islamisten sollen derzeit Falludscha kontrollieren. Die Dschihadisten hatten die Stadt Anfang 2014 erobert. Sie gilt als eine der wichtigsten Bastionen des IS im Irak. Seit einem halben Jahr belagern die irakische Armee und schiitische Milizen Falludscha, seit vergangener Woche kreisen die Einheiten die Stadt weiter ein und bereiten den Sturm vor. Unterstützt werden sie von der US-geführten Militärallianz, die den IS aus der Luft attackiert.

Aus Syrien werden derweil viele Tote gemeldet. Nach Angaben der türkischen Regierung und der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab es am Montagabend und in der Nacht zu Dienstag schwere Luftangriffe auf die Stadt Idlib. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, mehr als 150 Menschen seien getötet oder verletzt worden. Mindestens sieben Angriffe seien auf die westsyrische Stadt geflogen worden. Wahrscheinlich seien russische Flugzeuge für die Angriffe verantwortlich, erklärte die Gruppe weiter.

Das türkische Außenministerium erklärte, russische Kampfflugzeuge hätten Angriffe auf ein Krankenhaus und eine Moschee geflogen - es gebe mehr als 60 tote Zivilisten. Das russische Verteidigungsministerium bestritt allerdings, Angriffe in Idlib geflogen zu haben.

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Friedensaktivist: Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck ist tot

Er war Mitgründer der Flüchtlingshilfs-Organisation Cap Anamur: Jetzt ist der Arzt und Aktivist Rupert Neudeck im Alter von 77 Jahren gestorben.

Rupert Neudeck

Rupert Neudeck

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Prozess in Hagen: Feuerwehrmann gesteht Brandanschlag auf Flüchtlingsheim

Angeklagter Feuerwehrmann

Angeklagter Feuerwehrmann

Ein Feuerwehrmann hat vor Gericht eingeräumt, eine Flüchtlingsunterkunft im Sauerland angezündet zu haben. Als Motiv gab er Angst vor Straftaten von Asylbewerbern an.

Vor dem Landgericht Hagen hat der Prozess gegen einen 25-jährigen Feuerwehrmann und einen zwei Jahre jüngeren Freund begonnen. Der Feuerwehrmann gab zum Auftakt des Verfahrens den Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im sauerländischen Altena zu.

"Ich habe Angst gehabt vor Einbrüchen, Diebstählen, Gewalttaten und auch vor sexuellen Übergriffen", sagte der 25-Jährige. Er habe den Flüchtlingen nicht schaden wollen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Feuerwehrmann vor, in der Nacht auf den 3. Oktober 2015 unter dem Dachstuhl des Hauses Benzin verteilt und angezündet zu haben. Erst am nächsten Tag wurde der Schwelbrand entdeckt. Menschen wurden bei dem Anschlag nicht verletzt.

Ein Brandgutachter befand, die Ausbreitung des Feuers sei unkontrollierbar gewesen. Der ganze Dachstuhl hätte in der Nacht in Flammen aufgehen und der Rauch die Bewohner vergiften können.

Der 23-jährige Mitangeklagte soll im Hausflur Schmiere gestanden haben. Im Erdgeschoss der Unterkunft schliefen sieben Flüchtlinge aus Syrien. Das Gericht schließt eine Verurteilung wegen versuchten Mordes nicht aus.

Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen, weil der Angeklagte Berufsfeuerwehrmann war und bei der Polizei als völlig unbescholten galt. In Vernehmungen sagte er, er habe verhindern wollen, dass in das Haus in seiner unmittelbaren Nachbarschaft noch mehr Flüchtlinge einziehen.

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Marco Reus kann nicht mit zur EM

"Mir tun diese Entscheidungen weh": Bundestrainer Joachim Löw hat seinen endgültigen EM-Kader bekannt gegeben. Für vier Spieler endet der Traum von Frankreich.

Joachim Löw

Joachim Löw

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Russische Stabhochspringerin: Issinbajewa unterstellt Deutschland systematisches Doping

Russlands Leichtathleten zittern wegen Doping-Verdachts um ihre Olympia-Teilnahme. Jetzt erhebt Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa ihrerseits Vorwürfe.

Jelena Issinbajewa

Jelena Issinbajewa

Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa hat im Kampf um die Zukunft der russischen Leichtathletik Deutschland sowie drei anderen Nationen ein systematisches Dopingsystem unterstellt. "Wir wissen, dass in Ländern wie den USA, Großbritannien, Deutschland und Kenia Athleten gesperrt wurden. Da gibt es systematisches Doping", sagte die 33-Jährige dem Fernsehsender Russia Today.

Die zweimalige Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin bangt um ihre Teilnahme an den Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) - im Anschluss wollte sie eigentlich ihre Karriere beenden. Der Internationale Leichtathletik-Verband entscheidet vermutlich am 17. Juni, ob die derzeit wegen zahlreicher Dopingfälle gesperrten russischen Leichtathleten in Rio starten dürfen. Russlands Sportminister Witali Mutko hatte zuletzt die Befürchtung geäußert, die Entscheidung könne negativ ausfallen.

Issinbajewa sagte Russia Today, dass in anderen Ländern systematisch betrogen würde. Die erwischten Athleten der anderen Nationen hätten ihre zweijährigen Sperren in Ruhe abgesessen, weiter trainiert und seien dann zurückgekehrt, um zu siegen und Rekorde zu brechen. Namen nannte Issinbajewa nicht.

Sie selbst ist nie positiv getestet worden und wehrt sich dagegen, dass vielleicht das gesamte russische Leichtathletik-Team für Rio gesperrt bleibt. "Ich bin nicht für die Handlungen anderer verantwortlich. Ich habe die Regeln nicht gebrochen", so Issinbajewa. "Ich werde mir nicht das Recht nehmen lassen, das mir zusteht." Zuletzt hatte sie bereits angekündigt, gegen ein mögliches Startverbot der russischen Leichtathleten bei Olympia zu klagen.

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Quartalszahlen: VW-Konzern schreibt wieder schwarze Zahlen

Angesichts der Abgasaffäre ist der Volkswagen-Konzern besser ins Jahr gestartet, als erwartet. Im Vorjahresvergleich brach der Gewinn allerdings deutlich ein.

Kraftwerk am VW Werk in Wolfsburg

Kraftwerk am VW Werk in Wolfsburg

Der Abgasskandal hat den Volkswagen-Konzern auch im ersten Quartal belastet. Unterm Strich machte VW einen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Rückgang um rund 20 Prozent.

Damit startete der Konzern jedoch besser ins Jahr, als angesichts der Abgasaffäre erwartet worden war. Einschließlich positiver Währungseffekte stieg das operative Ergebnis sogar leicht auf 3,4 Milliarden Euro von 3,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Vor allem die Luxusmarke Porsche Chart zeigen stützte das Ergebnis. Auch die tschechische Tochter Skoda glänzte.

Besonders die Kernmarke leidet jedoch weiter stark unter den Folgen der Abgasaffäre. Zwar kehrte VW in den ersten drei Monaten mit 73 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern in die schwarzen Zahlen zurück. Doch im Vergleich zum Startquartal des Vorjahres brach der Gewinn um 86 Prozent ein. Auch der wichtige Gewinnbringer Audi musste Einbußen hinnehmen. Der Konzern hatte in den vergangenen Monaten mit hohen Rabatten versucht, den Verkauf von VW-Autos stabil zu halten.

VW-Konzernchef Matthias Müller zeigte sich vorsichtig zufrieden: "Es ist uns auch im ersten Quartal gelungen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Dieselthematik in Grenzen zu halten und unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse zu erwirtschaften." Der Konzern-Umsatz sank um 3,4 Prozent auf knapp 51 Milliarden Euro.

Die Aktie Chart zeigen fiel nach Bekanntgabe der Quartalszahlen zwischenzeitlich um vier Prozent. Zwar habe das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Michael Punzet von der DZ Bank in einem ersten Kommentar. Die Kernmarke VW habe die Gewinnerwartungen aber verfehlt und das China-Geschäft sei schwächer gewesen. VW hatte wegen der Abgasaffäre im abgelaufenen Geschäftsjahr den größten Verlust seiner Geschichte verbucht.

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Vollnarkose in Hamburger Praxis: 18-Jähriger stirbt bei Wurzelbehandlung

In Hamburg ist ein junger Mann nach einer mehrstündigen Zahn-OP unter Vollnarkose gestorben. Die Staatsanwaltschaft lässt nun die Leiche obduzieren - und ermittelt gegen den Anästhesisten.

Ein 18 Jahre alter Patient ist nach einer Wurzelbehandlung in einer Hamburger Zahnarztpraxis gestorben. Der Mann hatte sich unter Narkose behandeln lassen und war nicht mehr aufgewacht, wie Oberstaatsanwalt Carsten Rinio SPIEGEL ONLINE bestätigte. Die Ermittlungsbehörde habe nun ein Ermittlungsverfahren gegen den behandelnden Narkosearzt eingeleitet.

Am Vormittag soll zudem der Leichnam des Teenagers obduziert werden, sagte Rinio weiter. Die Kriminalpolizei habe zudem sämtliche bei der Operation verwendeten Apparaturen sichergestellt, sie würden nun von Experten untersucht.

Einen konkreten Anfangsverdacht gebe es derzeit lediglich gegen den Anästhesisten, nicht gegen die behandelnde Zahnärztin - da vermutlich die Narkose mit dem Tod des 18-Jährigen in Zusammenhang stehe.

Acht Stunden Operation

Bei dem Eingriff am vergangenen Freitag sollen die Ärzte den Patienten auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin in eine Vollnarkose versetzt haben. Die Wurzelbehandlung, bei der auch mehrere Füllungen eingesetzt wurden, hatte Medienberichten zufolge am Morgen um 8.30 Uhr begonnen und dauerte etwa acht Stunden.

Ein Notarzt sei am Nachmittag gerufen worden, als der Blutdruck nach Komplikationen deutlich abgenommen habe. Bis dahin sei alles ganz normal verlaufen, sagte die Zahnärztin dem "Hamburger Abendblatt" - wenngleich Vollnarkosen in solchen Fällen eher unüblich seien. "Dieser tragische Todesfall hat sicher nichts mit der Zahnbehandlung zu tun, sondern muss mit der Narkose zusammenhängen", sagte sie der Zeitung.

Sie gehe davon aus, dass der junge Mann ein gesundheitliches Problem hatte, das den Ärzten nicht bekannt war und das zu den Komplikationen geführt habe. Medienberichten zufolge erheben die alarmierten Notärzte hingegen den Vorwurf, zu spät informiert worden zu sein. Nach vergeblichen Reanimationsversuchen starb der 18-Jährige am Freitagabend in einem Krankenhaus im Stadtteil Altona.

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Waffengeschäfte: Saudi-Arabien will offenbar doch keine Leopard-Panzer aus Deutschland

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Riad

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Riad

Rüstung aus deutscher Produktion? Nicht so interessant für sein Land, behauptet der saudische Botschafter in Berlin. Den Deutschen wirft er vor, die Debatte innenpolitisch zu missbrauchen.

Saudi-Arabien hat offenbar kein Interesse mehr an einem Großeinkauf von Leopard-Kampfpanzern und könnte künftig auch bei anderen Waffengeschäften mit Deutschland zurückhaltend sein.

"Die klare Wahrheit ist, dass wir an dem Panzergeschäft nicht interessiert sind", sagte der neue saudische Botschafter in Berlin, Awwad Alawwad, dem Berliner "Tagesspiegel". Waffengeschäfte seien für die Beziehung zwischen Deutschland und Saudi-Arabien "nicht ausschlaggebend", da deutsche Lieferungen weniger als ein Prozent der saudischen Rüstungsimporte ausmachten.

Der Botschafter kritisierte, die Debatte über Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien werde in Deutschland für interne politische Auseinandersetzungen missbraucht. Sofern dies nicht aufhöre, werde sein Land "zukünftig sehr zurückhaltend sein, was weitere Waffengeschäfte mit Deutschland angeht". Alawwad hatte sein Amt im Dezember angetreten.

Über den Verkauf von Kampfpanzern an das autoritär regierte Königreich wird seit Jahren spekuliert. In Medienberichten hatte es geheißen, Saudi-Arabien wolle bis zu 300 "Leopard 2" erwerben. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte ein solches Geschäft allerdings ausgeschlossen.

Während der Regierung der schwarz-gelben Koalition (2009 bis 2013) beschloss der Bundessicherheitsrat unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, einen Verkauf des Kampfpanzers "Leopard 2" an die Saudis zu genehmigen. Der SPIEGEL machte die Entscheidung öffentlich, der Deal kam letztlich nicht zustande.

Das ölreiche Saudi-Arabien ist ein wichtiger Abnehmer für Waffen aus Deutschland - die Rüstungsdeals stehen aber in der Bundesrepublik wegen der Menschenrechtsverletzungen und Rechtsstaatlichkeitsmängel in Saudi-Arabien seit geraumer Zeit heftig in der Kritik. Auch Mitglieder der Bundesregierung haben Riad in der Vergangenheit mit Einschränkungen bei den Geschäften gedroht.

Im ersten Halbjahr 2015 wurden Waffenexporte im Wert von knapp 180 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt, im gesamten Jahr 2014 Waffenlieferungen im Wert von 209 Millionen Euro.

Zuletzt hatte die Bundesregierung weitere Waffenexporte bewilligt. Airbus Helicopter erhielt die Genehmigung für die Ausfuhr von 23 zivilen Hubschraubern mit militärischen Einbauten nach Saudi-Arabien. Den Export des Sturmgewehrs G36 nach Saudi-Arabien verweigert die Bundesregierung.

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Erfolg für Moses Pelham: Verfassungsgericht kippt BGH-Urteil zum Sampling

Moses Pelham
imago/ Stockhoff

Moses Pelham

Seit Jahren streiten sich Moses Pelham und Kraftwerk um das Sampling eines Beats, ein Song des Produzenten darf deshalb nicht mehr vertrieben werden - jetzt muss der Fall neu entschieden werden.

Dürfen Musiker kurze Fetzen aus fremden Liedern übernehmen, ohne um Erlaubnis zu fragen? Im Streit um die Verarbeitung einer fremden Rhythmussequenz hat der Komponist und Produzent Moses Pelham vor dem Bundesverfassungsgericht einen Etappensieg errungen.

Seine Verfassungsbeschwerde hatte Erfolg, der Fall muss neu entschieden werden, wie in Karlsruhe verkündet wurde. Um den zweisekündigen Beat streitet Pelham seit mehr als einem Jahrzehnt mit den Elektropop-Pionieren Kraftwerk. Im Jahr 1977 veröffentliche die Band Kraftwerk ein Album, das den Track "Metall auf Metall" enthält. 20 Jahre später, 1997, produziert Moses Pelham einen Song für die Sängerin Sabrina Setlur mit dem Titel "Nur mir".

Für diesen Song sampelte Pelham ein Stück von "Metall auf Metall" - er kopierte eine zwei Sekunden lange Rhythmussequenz aus dem Kraftwerk-Song und ließ sie als Loop in fortlaufender Wiederholung laufen. Um Erlaubnis hatte Pelham nicht gebeten, Kraftwerk klagte auf Unterlassung und Schadensersatz - es ging in dem Streit also um Grundsätzliches: Hip-Hop-Produzent Pelham sieht die Freiheit der Kunst in Gefahr, da Sampling ein entscheidender Teil des Hip-Hop ist. Kraftwerk berufen sich auf ihr Recht als Urheber der Originalaufnahmen; ihnen geht es also um ihr geistiges Eigentum.

Bereits zweimal ging der Streit durch alle Instanzen, vom Landesgericht über das Oberlandesgericht bis zum Bundesgerichtshof. 2012 hatte Kraftwerk erreicht, dass "Nur mir" nicht mehr vertrieben werden darf. Dagegen legte Pelham eine Verfassungsbeschwerde ein, der sich auch andere Musiker anschlossen, darunter Sarah Connor, Bushido und Gentleman. Ihr Ziel ist es, dass die Verwendung fremder Beats in neuem musikalischem Kontext auch ohne Genehmigung möglich bleibt.

Diese Verfassungsbeschwerde von Pelham hatte nun Erfolg: Der Fall muss neu entschieden werden, verkündeten die Richter in Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof muss den Fall nun noch einmal bewerten. Seine Urteile - zuletzt von 2012 - trügen der Kunstfreiheit nicht hinreichend Rechnung, sagte Vize-Gerichtspräsident Ferdinand Kirchhof. Er begründete die Entscheidung mit der Kürze der Sequenz. Daraus sei ein neues, eigenständiges Kunstwerk entstanden, ohne dass Kraftwerk dadurch wirtschaftlichen Schaden habe. Ein Verbot würde "die Schaffung von Musikstücken einer bestimmten Stilrichtung praktisch ausschließen", sagte er.

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Erfolg für Moses Pelham: Verfassungsgericht kippt BGH-Urteil zum Sampling

Mönchengladbach: Sohn zu Tode gequält - Vater muss lebenslang in Haft

Pascal W. (l.) und Melanie W. vor Gericht

Pascal W. (l.) und Melanie W. vor Gericht

Pascal W. hat seinen 19 Tage alten Sohn Leo zu Tode gequält. Dafür hat das Landgericht Mönchengladbach den Mann nun zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Mutter erhielt eine Bewährungsstrafe.

Weil er auf seinen kleinen Sohn Leo eifersüchtig war, missbrauchte Pascal W. sein erst 19 Tage altes Kind und misshandelte es so schwer, dass es seinen Verletzungen erlag. Dafür muss der Vater lebenslang in Haft. Das berichten die "Rheinische Post", der "Express" und "Der Westen" übereinstimmend.

Das Landgericht Mönchengladbach stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann Pascal W. nicht nach 15 Jahren einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen.

In seinem Schuldspruch für den Vater folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Bei der Mutter fiel das Urteil milder aus als von der Anklage gefordert: Die Frau wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, weil sie Leo nicht geholfen hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Melanie W. sieben Jahre und sechs Monate Haft wegen Totschlags durch Unterlassen gefordert. Der Anklage zufolge hatte die 25-Jährige über Stunden die Schreie ihres Kindes gehört und nicht reagiert.

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