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"X-Men: Apocalypse": Für immer Weltuntergang

mercredi 18 mai 2016

20th Century Fox

Schicksalsgeprüfte Mutanten verhandeln grundlegende Fragen des Menschseins: Die Comicverfilmung "X-Men: Apocalypse" mit Jennifer Lawrence überzeugt als Spektakel mit Mut zum politischen Kommentar.

Es gibt etliche bemerkenswerte Bilder in "X-Men: Apocalypse", doch eines ist mit besonders viel Bedeutung und Brisanz aufgeladen: Es zeigt Eric Lehnsherr alias Magneto (Michael Fassbender) im Vernichtungslager Auschwitz, jenem Ort, an dem einst seine Familie ermordet und er sich erstmals der eigenen Mutation bewusst wurde. Seine Gabe nutzt Magneto nun, um in einem infernalischen Kraftakt die Todesfabriken aus ihren Fundamenten zu heben und restlos einzuebnen.

Es sind solche ikonografisch wie ideologisch gewagten Momente, in denen sich die Qualitäten der Kinoadaptionen der "X-Men"-Comics zeigen: Denn Regisseur Bryan Singer knüpft mit Magnetos Rückkehr nach Auschwitz nicht nur eindringlich an die Eröffnungssequenz seines ersten Films über die mutierten Superhelden aus dem Jahr 2000 an, er reißt auch erneut eindrucksvoll die immer noch heftig umkämpfte Grenze zwischen Hoch- und Popkultur ein.

So stellen die "X-Men" im Kontext der diversen Comic-Verfilmungen fraglos das Franchise mit der komplexesten Erzählung, welche sich zudem durch Geschichtsbewusstsein und den Mut zum sozio-politischen Kommentar auszeichnet. Im Ringen der verfolgten Mutanten um Akzeptanz spiegeln sich die großen Emanzipationsbewegungen des 20. Jahrhunderts und werden wiederholt grundlegende Fragen des Menschseins verhandelt. "X-Men: Apocalypse" setzt hierbei eine Narration fort, die mit "X-Men: First Class" (2011) in den idealistischen Aufbruchstagen der Kennedy-Administration begann, und darauffolgend in "X-Men: Days of Future Past" (2014) die Paranoia der Siebzigerjahre illustrierte.

Apokalyptiker versus Assimilierte

Nunmehr ist man im Jahr 1983 und damit in der Reagan-Ära angelangt. Trotz egoistischer "Me Generation", Kaltem Krieg und allgegenwärtiger atomarer Bedrohung glaubt Charles Xavier/Professor X (James McAvoy) weiterhin an eine friedliche Koexistenz von Mutanten und Rest-Menschheit. Während Xavier in seinem Internat jugendlichen TrägerInnen des X-Gens eine Zuflucht bietet, hat sein innigster Freund und ärgster Widersacher Eric Lehnsherr/Magneto dem radikalen Freiheitskampf abgeschworen und lebt unentdeckt ein fragiles Familienidyll mit Frau und Kind in Polen. Die freigeistige Mystique (Jennifer Lawrence) wiederum hat sich dem Einfluss ihrer beiden ungleichen Mentoren entzogen und hilft im Alleingang Not leidenden Andersartigen.

Ihrer aller Existenzen werden jedoch durch das Erwachen eines mächtigen Mutanten (Oscar Issac) erschüttert, der vor Jahrtausenden unter vielerlei Titeln gottgleich herrschte, und jetzt unter dem aussagekräftigen Namen Apocalypse in den Krieg gegen die Menschen und ihre Gegenwart zieht. Ein fatales Ereignis treibt einen traumatisierten Magneto in die Arme des designierten Weltenzerstörers, derweil Professor X sich mit seinen unerfahrenen Schülern für eine Schlacht von globalen Ausmaßen rüsten muss.

Die Kulisse für eine spektakuläre Konfrontation zwischen Apokalyptikern und Assimilierten in der Mutanten-Gemeinde ist entsprechend gewaltig. Und ebenso groß ist die prominente Besetzung des Films. Neben Fassbender, McAvoy und Lawrence kehren auch Nicholas Hoult als Beast, Evan Peters als Quicksilver und Rose Byrne als CIA-Agentin Moira Mac Taggart zurück. Dazu werden weitere Schlüsselfiguren der Comic-Vorlage erstmals oder neu eingeführt, darunter Cyclops (Tye Sheridan), Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee) und Jean Grey (Sophie Turner). Damit sind nur einige der Beteiligten genannt, und wie schon in den vorherigen Filmen sorgen mal mehr, mal minder überraschende Kurzauftritte anderer Stars aus dem X-Men-Kosmos für Verzückung bei den Fans.

Trauma und Trost der Erinnerung

Angesichts dieses personellen Gedränges ist es umso beeindruckender, dass die Handlung nicht im Schaulaufen der Superhelden erlahmt. Mit reichlich Liebe zum zeitgenössischen Dekor inszeniert Singer ein Spektakel, das virtuos zwischen elegischen, fast kontemplativen Passagen und temporeichen Effektsequenzen wechselt. Dabei ist es eine verlässliche Stärke seiner X-Men-Filme, dass Actionszenen nie reiner Selbstzweck, sondern vielmehr furioser Ausdruck der inneren Verfasstheit und Konflikte der Figuren sind.

Die fortwährende Auseinandersetzung zwischen Professor X und Magneto bestimmt auch diesmal das Geschehen und gestaltet sich ambivalenter denn je. Professor X plädiert vehement für Aufklärung und Fortschritt, doch gerät er zusehends in Argumentationsnot in einer feindseligen Welt, die das Andere scheinbar nie akzeptieren, sondern nur brutal aussondern kann. Dagegen lässt sein perfide wiederkehrendes Leid den wütenden Magneto in der menschlichen Zivilisation und ihren vermeintlichen Errungenschaften nur noch Zeugnisse der Barbarei sehen - gleich einer rigoros verengten Lesart von Walter Benjamins Kulturkritik, für die der Film zwingende Bilder findet - die er zusammen mit dem eigenen Schmerz auslöschen will.

Doch die Erinnerung kann Magneto nicht tilgen, gleich welchen verheerenden Malstrom er entfesselt: Sie hält das Trauma lebendig, aber in ihr liegt auch unerwarteter Trost, so wie den X-Men ihre Mutationen zugleich Fluch und Segen sind. Und es ist das Wesen elliptischer Comic-Erzählungen, in der Rückbesinnung immer wieder zum Ursprung zurückzukehren und aufs Neue zu beginnen. Zwischen Vergeltung und Versöhnung vollführt "X-Men: Apocalypse" diese Bewegung mit stilistischer Verve und emotionaler Wucht: Der nächste Weltuntergang, er kommt bestimmt.

Im Video: Der Trailer zu "X-Men: Apocalypse"

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20th Century Fox
"X-Men: Apocalypse"

USA 2016

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Simon Kinberg

Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Oscar Isaac, Sophie Turner, Nicholas Hoult, Rose Byrne, Olivia Munn

Produktion: Marvel Entertainment, Twentieth Century Fox Film Corporation

Verleih: Fox Deutschland

Länge: 144 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Start: 19. Mai 2016

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