Im Hochwassergebiet am Niederrhein halten die Deiche stand, aber noch gibt es keine Entwarnung. Der Pegel des Flüsschens Issel liegt derzeit rund viermal so hoch wie normalerweise.
Im Hochwassergebiet am Niederrhein haben die Deiche auch nach den erneuten schweren Regenfällen vom Donnerstagabend gehalten. Die Stadt Hamminkeln und das benachbarte Isselburg blieben von den Fluten verschont. Der starke Regen hatte den Wasserstand des kleinen Flüsschens Issel von sonst einem halben Meter auf zwei Meter steigen lassen.
Die Lage habe sich in der Nacht zum Freitag entspannt, teilte der Krisenstab in Hamminkeln mit. Der Wasserstand der Issel am Pegel Dämmerwald sei auf einen Meter gesunken. 600 Helfer sind dort im Einsatz. 68.000 Sandsäcke wurden verbaut, weitere 35.000 lagen als Reserve bereit. Isselburg am Unterlauf des kleinen Flusses Issel hatte sich am Donnerstag mit Hochdruck auf das Hochwasser vorbereitet. 15.000 Sandsäcke wurden gefüllt, Böschungen auf Schwachstellen untersucht, Pegelstände kontrolliert.Der Deich, der das sonst unscheinbare Flüsschen im Zaum halten soll, wurde an zwei Stellen kontrolliert geöffnet. Die Druckentlastung war jedoch nicht so groß wie erhofft, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei einem Besuch vor Ort. Am Abend berichtete ein Sprecher des Krisenstabes in Wesel aber, auch nach dem Durchzug weiterer schwerer Regenschauer habe man die Lage im Griff.
120 Liter Regen pro Quadratmeter an einem Tag
In Hamminkeln fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes innerhalb von 24 Stunden 120 Liter Regen pro Quadratmeter, durchschnittlich sind es im ganzen Monat Mai etwa 74 Liter pro Quadratmeter. Der Pegel der Issel stieg innerhalb weniger Stunden von normalerweise rund 50 Zentimeter auf 2,10 Meter.
Die Deutsche Bahn sperrte die Strecke Wesel - Bocholt. An dieser Strecke bei Hamminkeln mussten Rettungskräfte Material über die Schienen tragen, um den Damm zu sichern. Die Strecke war auch am Freitagmorgen noch nicht wieder frei, wie ein Bahnsprecher sagte.
In der historischen Altstadt von Xanten gab die Feuerwehr am Donnerstagmorgen Entwarnung, nachdem das Wasser dort lange Zeit gestanden hatte. Die meisten Keller waren ausgepumpt und die Gullys wieder frei. Schulen und Kindergärten blieben nach Angaben der Stadtverwaltung aber geschlossen. Menschen sind am Niederrhein durch die Unwetter bislang nicht zu Schaden gekommen.Die Bahnstrecke zwischen Xanten und Millingen war weiter unterbrochen, nachdem Schlamm und Geröll auf die Gleise gespült wurden. Die Reparaturarbeiten werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Die Autobahn 61 war bei Nettetal wegen eines Erdrutsches in den Niederlanden bis Donnerstagabend gesperrt. Der Verkehr wurde nach Angaben der Autobahnpolizei ab Mönchengladbach umgeleitet.
Im bayerischen Hochwassergebiet entspannt sich die Lage allmählich, die Aufräumarbeiten beginnen. Die vorläufige Bilanz: Mindestens sechs Tote, mehrere Vermisste und Millionenschäden in Orten wie Simbach am Inn und Triftern.