Der Wahlkrimi in Österreich zieht sich bis Montag: Deutsche Politiker sind aufgrund des starken Abschneidens von Rechtspopulist Hofer besorgt. Ein Überblick in Zitaten.
Bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich gibt es wegen eines praktischen Gleichstands zunächst keinen Sieger. Nach Hochrechnungen vom Sonntagabend kamen der Kandidat der rechtspopulistischen FPÖ, Norbert Hofer, und sein Konkurrent Alexander Van der Bellen auf je genau 50 Prozent der Stimmen.
Wer den Wahlkrimi gewinnt, entscheidet sich erst am Montag nach Auszählung von voraussichtlich 700.000 bis 800.000 Briefwahlstimmen.So reagierten die Kandidaten selbst, so reagierten deutsche Politiker auf den Wahlabend:
"Wir werden warten müssen", sagte Hofer dem Sender ORF. "Das hat sich niemand von uns gewünscht, wir wollten beide ruhig schlafen." Er versicherte, im Fall eines Siegs der Präsident aller Österreicher zu sein. "Die Person, die gewinnt, wird die Aufgabe haben, Österreich zu vereinen", sagte der FPÖ-Politiker.
Van der Bellen zeigte sich zufrieden mit seinem Abschneiden. "Die Wenigsten haben geglaubt, dass das aufholbar ist", sagte er im ORF. Er habe Unterstützung aus allen Generationen und Schichten erhalten. "Das trägt einen schon."
"Wir sind ein gespaltenes Land", sagte der Chef der liberalen Neos, Matthias Strolz, im ORF.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sah Hofer bereits als Sieger: "Es ist eine politische Zeitenwende im positiven Sinn".
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sagte: "Wer immer am Ende vorne liegt: Ein solches Ergebnis ist in einer Demokratie ein Auftrag, das Volk wieder zusammen zu führen und nicht zu spalten." Die Wahl sei ein Weckruf an alle Parteien der demokratischen Mitte in Europa, nicht auf den Kurs von Populisten einzuschwenken.
Deutschlands Grünen-Chef Cem Özdemir twitterte: "Felix Austria nach heute Abend? Der nächste Präsident wird ein Land einen müssen. Wir drücken Van der Bellen die Daumen. Er kann das."
Der Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff (FDP) nannte auf Phoenix den hohen Stimmenanteil von Hofer "eine bedenkliche Entwicklung". Zugleich sei es nicht überraschend, dass in einem Land, dass schon lange von einer großen Koalition regiert werde, "die Ränder stärker werden"."Ja, san die Österreicher etz deppert gwordn?" - die CSU-Abgeordnete Dagmar Wöhrl auf Twitter.
Insgesamt waren 6,4 Millionen Österreicher zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,8 Prozent.