Als "saft- und kraftlos" hat Gregor Gysi die Linke vor ihrem Parteitag bezeichnet. Jetzt kritisieren seine Amtsnachfolger die "ständigen Querschüsse aus dem Off".
Kurz vor dem Parteitag der Linken in Magdeburg haben die Fraktionsvorsitzenden auf die Kritik ihres Amtsvorgängers Gregor Gysi reagiert: "Konkrete Vorschläge, die die Partei weiterbringen, sind immer willkommen", sagte Sahra Wagenknecht. "Ständige Querschüsse aus dem Off helfen dagegen niemandem."
Gysi hatte die Linke als "saft- und kraftlos" bezeichnet. Die Wähler sprechen seiner Ansicht nach der Partei Gestaltungskraft ab, denn im Bund vermittele sie den Eindruck, nicht in die Regierung zu wollen. In Ostdeutschland müsse die Linke zunehmend die Konkurrenz der AfD fürchten, sagte Gysi den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Es schockiert mich, dass auch Arme, Abgehängte und Arbeitnehmer die AfD wählen."Laut Wagenknecht übersehe Gysi allerdings, "dass die Linke aktuell in den meisten Umfragen oberhalb ihres letzten Bundestagswahlergebnisses liegt, obwohl die AfD seither fast 10 Prozent zugelegt hat".
In Umfragen für die kommenden Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern liegen AfD und Linke nahezu gleichauf zwischen 15 und 19 Prozent. In beiden Ländern wird im September ein neuer Landtag gewählt.
Gysi hatte sich auch für einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten von SPD, Grünen und Linken ausgesprochen. Es sei eine "seltsame Idee", sagte Wagenknecht nun, "dass ausgerechnet die xte Offerte an SPD und Grüne unser Profil schärfen und verlorene Wähler zurückgewinnen soll".
Auch ihr Amtskollege Dietmar Bartsch reagierte auf Gysis Kritik. "Die Partei ist nicht saft- und kraftlos", sagte er der "Thüringer Allgemeinen". Die Fraktion nehme ihre Aufgabe als Oppositionsführerin entschlossen wahr - mit Gysi in ihren Reihen. Die Aussage Gysis, die Linke im Osten habe ihren Status als Protestpartei eingebüßt, bezeichnete Bartsch als falsch.Am Samstag trifft sich die Linke zu ihrem zweitägigen Parteitag in Magdeburg. Dabei wird auch die Führung neu gewählt: Die Bestätigung der Doppelspitze aus Katja Kipping und Bernd Riexinger gilt als sicher.
Gysi hatte die Linken-Bundestagsfraktion von 2005 bis 2015 geführt. Im Oktober vergangenen Jahres übernahmen Wagenknecht und Bartsch. Für die beiden ist es nun der erste Parteitag als Fraktionsvorsitzende. "Gemeinsam streiten wir für eine starke Linke, wie jedes Mitglied unserer Partei", sagt Wagenknecht im Promo-Video für die Veranstaltung. Von Bartsch heißt es darin: "Wir freuen uns auf spannende Debatten."