Rekordarbeitslosigkeit, schwaches Wirtschaftswachstum, Jugendproteste - Frankreich steckt in der Krise. In einem Fernsehinterview stellte sich Präsident Hollande dennoch hinter seine Reformen.
Gut ein Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl steckt Frankreichs Staatschef François Hollande in einem beispiellosen Umfragetief. An seinen Reformen hält der Sozialist allerdings weiterhin fest. Er habe das Land in den vergangenen vier Jahren modernisiert und dabei das Sozialmodell bewahrt, sagte Hollande in einem Interview mit dem Fernsehsender France 2.
"Ja, es geht besser: es gibt mehr Wachstum, ein niedrigeres Defizit, weniger Steuern, höhere Margen für die Unternehmen, mehr Kaufkraft für die Arbeitnehmer. Deshalb werde ich bis zum Schluss weitermachen", sagte er. Bis Ende des Jahres werde er außerdem entscheiden, ob er 2017 für eine zweite Amtszeit kandidiere.Der Sozialist ist angesichts von schwachem Wirtschaftswachstum und Rekordarbeitslosigkeit so unbeliebt wie kein anderer Präsident vor ihm in Frankreichs jüngerer Geschichte. Drei Viertel der Franzosen wollen, dass Hollande auf eine Kandidatur im nächsten Frühjahr verzichtet, wie eine in der Tageszeitung "Le Parisien" veröffentlichte Umfrage ergab. In einer anderen Umfrage für den TV-Sender BFMTV bescheinigen 87 Prozent der Befragten Hollande eine schlechte Bilanz.
Massive Proteste gegen Arbeitsrechtreform
Zuletzt gingen hunderttausende Menschen gegen seine Pläne für eine Lockerung des Arbeitsrechts auf die Straßen, Druck kommt außerdem von der Sozialprotestbewegung "Nuit debout". Ende März musste Hollande seine Pläne aufgeben, wegen terroristischer Straftaten verurteilte Franzosen auszubürgern.
Er werde die umstrittene Arbeitsrechtsreform nicht zurücknehmen, sagte Hollande. Im Zuge des parlamentarischen Verfahrens könne es aber "Korrekturen" geben, sagte er. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die Proteste vor allem junger Franzosen. "Auch ich war 20 Jahre alt und habe mich einer Bewegung angeschlossen, weil es Ungerechtigkeiten gab", sagte er. Es sei "legitim", dass sich die Jugendlichen zu Wort meldeten, sagte er mit Blick auf die Bewegung "Nuit debout".
Hollande wird in erster Linie an der Entwicklung der Arbeitslosigkeit gemessen. Seit seinem Amtsantritt 2012 ist die Zahl der Arbeitslosen um fast 650.000 gestiegen und hat den historischen Höchstwert von knapp 3,6 Millionen erreicht. Hollande hat eine erneute Kandidatur im kommenden Jahr von Erfolgen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit abhängig gemacht.