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Präsident auf Abruf: Misstrauen gegen Fifa-Chef Infantino wächst

vendredi 3 juin 2016

Gianni Infantino

Gianni Infantino

Fifa-Präsident Gianni Infantino versprach, dass sich einiges im Weltfußball-Verband ändert. Doch schon zu Beginn seiner Amtszeit könnte er ins Visier der Ethik-Kommission gerückt sein.

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Der Italoschweizer Gianni Infantino ist als Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa noch keine 100 Tage im Amt, doch täglich mehren sich die Zweifel, ob Infantino weitere 100 Tage als mächtigster Funktionär des Weltfußballs erlebt.

Medienberichte, wonach eine vorläufige Suspendierung des 46-Jährigen unmittelbar bevorstehe, hat die Ermittlungskammer der Fifa-Ethikkommission zwar umgehend dementiert. Doch die Tücken liegen im Detail: Über sogenannte Vorermittlungen gibt die Kammer keine Auskunft.

Und Vorermittlungen, die in ein Verfahren münden oder auch zur Einstellung führen können, dürften gegen Infantino schon deshalb laufen, weil mehrere Anzeigen gegen den Fifa-Boss vorliegen. Im Kern geht es geht um eine Auseinandersetzung mit dem Industriemanager Domenico Scala. Der hat sich als Chef verschiedener Fifa-Kommissionen um ein Reformprogramm verdient gemacht und ist im Mai 2016 allerdings unter lautstarken Protest zurückgetreten, nachdem Infantino in einer handstreichartigen Aktion dubiose Statutenänderungen durchgepeitscht hat. Sie erlauben dem Fifa-Vorstand, jene Personen abzusetzen, die sie eigentlich kontrollieren sollen.

Es geht aber auch um vergleichsweise kleine Vorwürfe, wie fragwürdige Spesenabrechnungen, Reisekosten oder den offenbar beabsichtigten Kauf eines 25 Millionen Franken teuren Anwesens in Zürich. Nun berichteten die Tageszeitung "Die Welt" und der Züricher "Tages-Anzeiger" über die Löschung von Audioaufzeichnungen der umstrittenen Council-Meetings Anfang Mai in Mexiko City, auf denen der Rausschmiss von Scala besprochen wurde.

Undichte Stelle in der Administration

William Burck, Teamchef der Kanzlei Quinn Emanuel, gab am Freitag zu Protokoll, das Original der Datei sei keinesfalls vernichtet worden. Burck und sein Schweizer Kollege Thomas Wehrlen stellten am Freitag spektakuläre Details über die Selbstbedienungsmentalität der Fifa-Führung vor. Der ehemalige Präsident Blatter, der langjährige Generalsekretär Jérôme Valcke und Finanzchef Markus Kattner sollen allein in den Jahren 2011 bis 2015 insgesamt mindestens 79 Millionen Schweizer Franken kassiert haben.

Fifa-Zentrale in Zürich

Fifa-Zentrale in Zürich

Burck wies den Vorwurf strikt zurück, diese Flucht nach vorn und die Veröffentlichung der dubiosen Millionen-Gratifikationen, solle von den Verwicklungen des neuen Präsidenten Infantino ablenken. Angeblich habe man wichtige Unterlagen erst kurzfristig finden können, hieß es. Da stellt sich allerdings die Frage, was seine Kanzlei seit Juni 2015 für etwa 10 Millionen Franken Monatsgage überhaupt getan hat, wenn die sagenhaften Zahlungen an Blatter, Valcke und Kattner erst jetzt gefunden werden?

Sehr glaubhaft klingt das nicht. Andererseits deutet einiges darauf hin, dass Infantino kaum in die Ermittlungen eingebunden und nicht vollständig informiert ist. Wäre es anders, hätte er Chefaufseher Scala nicht demontieren müssen. Dann hätte Infantino seinem Council vor drei Wochen in Mexiko einfach nur jene Belege vorlegen müssen, die Quinn Emanuel am Freitag veröffentlichte.

Das Versprechen einer neuen Fifa

Als nach dem Mexiko-Kongress die Vorgänge um Scalas Rücktritt diskutiert wurden und ein Detail nach dem anderen öffentlich wurde, schrieb Infantino einen Kommentar für die "Neue Zürcher Zeitung" unter der Überschrift "Fakten statt Spekulationen". Er versprach, "die neue Fifa auf den Grundwerten Professionalität, Glaubwürdigkeit und Vertrauen" aufzubauen.

Schon als langjähriger Generalsekretär des europäischen Verbandes UEFA und wichtigster Mann des wegen Korruption gesperrten damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini hat Infantino aber nachweislich Fifa-Reformen blockiert, etwa als er Anfang 2013 die europäischen Verbände aufforderte, wichtige Statutenänderungen abzulehnen - was diese schriftlich dokumentierten. Anfang April 2016 hatte die Staatsanwaltschaft die UEFA-Zentrale durchsucht, nachdem innerhalb der Berichterstattung über die Panama Papers auch ein reichlich dubioser, offensichtlich nicht marktgerechter TV-Vertrag verhandelt wurde, den Infantino in seiner UEFA-Zeit unterschrieben hatte.

Einige Personalien im UEFA-Reich werfen bis heute andere Fragen auf. Einer von Infantinos wichtigsten Helfern, der amtierende UEFA-Präsident und Fifa-Vize Ángel María Villar Llona aus Spanien, muss sich in Kürze vor einem Strafgericht verantworten, weil er angeblich satzungswidrig die Wahlen im spanischen Fußballverband hinauszögert, den er seit 1988 trotz ungezählter Skandale führt.

Sein Sohn Gorka, der als Generalsekretär des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL fungiert, wird in Uruguay mit Haftbefehl gesucht. Ihm werden zahlreiche Vergehen vorgeworfen, so etwa Erpressung, Unterschlagung beträchtlicher Geldsummen und Aktenvernichtung. Gut möglich, dass Gorka Villar in Kürze auf der Fahndungsliste von Interpol auftaucht.

Zu derlei Vorgängen um seine Vertrauten wie die Villars äußert sich Fifa-Präsident Gianni Infantino kaum. Auch deshalb wächst das Misstrauen gegen ihn - sogar in der sogenannten Sportfamilie: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verzichtet vorerst darauf, Infantino eine ex officio Mitgliedschaft für die Dauer seiner Amtszeit anzubieten. Ein IOC-Mitglied Infantino, von dem man sich möglicherweise bald wieder trennen muss? Da hält sich sogar die IOC-Führung zurück, die sonst gern beide Augen zudrückt. Nicht einmal 100 Tage nach Amtsantritt ist Infantino ein Fifa-Präsident auf Abruf.

Zusammenfassung: Gianni Infantino, Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, gerät schon kurz nach Antritt seines Amtes unter Druck. Er soll Fifa-Chefaufseher Domenico Scala aus dem Amt gedrängt haben, die Löschung von Konferenz-Mitschnitten angeordnet und Spesen falsch abgerechnet haben. Zudem wird ihm zum Vorwurf gemacht, sich mit fragwürdigen Vertrauten zu umgeben, die teilweise per Haftbefehl gesucht werden.

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