Nach fünf Jahren ist Schluss: Joachim Gauck kandidiert nicht für eine weitere Amtszeit als Bundespräsident. Er will damit vor allem Rücksicht auf sein Alter nehmen.
Beobachter hatten den Schritt bereits erwartet, jetzt gibt es Gewissheit: Joachim Gauck zieht sich zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit 2017 als Bundespräsident zurück. Das kündigte der 76-Jährige am Montag in Berlin an.
"Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen", sagte Gauck im Schloss Bellevue. "Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann."Gauck war im März 2012 als Nachfolger des zurückgetretenen Christian Wulff ins höchste Staatsamt gewählt worden. Damals hatte eine Fünf-Parteien-Allianz aus CDU, CSU, FDP, SPD und Grünen für ihn gestimmt.
Bis zuletzt war darüber spekuliert worden, ob er wegen der Auswirkungen der Flüchtlingskrise und angesichts des Erstarkens der rechtspopulistischen AfD aus einem Bewusstsein der Verantwortung heraus noch einmal antreten würde. Der Wechsel im Amt des Bundespräsidenten sei "in diesem Land kein Grund zur Sorge", sagte Gauck, sondern "vielmehr demokratische Normalität" - auch in "schwierigen" Zeiten.
Nach der letztlich erwarteten Absage Gaucks müssen sich die Parteien nun auf eine Nachfolge einigen. Dabei zeichnen sich schwierige Gespräche ab. In der Bundesversammlung, die am 12. Februar 2017 einen neuen Präsidenten wählt, hat die Union zwar derzeit mit Abstand die meisten Sitze, aber keine eigene Mehrheit.
Die Debatte über mögliche Kandidaten für das Amt des Staatsoberhauptes ist bereits in Gange. Genannt werden unter anderem Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Aus der Linken und der SPD wurden Stimmen laut, die einen gemeinsamen rot-rot-grünen Bewerber forderten.Gauck war in der Endphase der DDR 1989 als Unterstützer der Bürgerrechtsbewegung bekannt geworden. Nach der Wende wurde er als Kandidat für das Bündnis 90 in die letzte DDR-Volkskammer gewählt. Von 1991 bis 2000 war er Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
Ein Schwerpunkt seiner ersten Amtszeit war das Bemühen, Deutschlands Rolle in der Welt neu zu definieren und mehr Verantwortungsbewusstsein einzufordern. Auch militärisches Engagement dürfe nicht mit dem Hinweis auf die nationalsozialistische Vergangenheit ausgeschlossen werden, sagte er 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Auch die Flüchtlingskrise machte er zu seinem Thema.