Affichage des articles dont le libellé est Kampf gegen den IS: Der gefährliche Feldzug Richtung Rakka. Afficher tous les articles
Affichage des articles dont le libellé est Kampf gegen den IS: Der gefährliche Feldzug Richtung Rakka. Afficher tous les articles

Kampf gegen den IS: Der gefährliche Feldzug Richtung Rakka

jeudi 26 mai 2016

REUTERS/ANHA

Eine von syrischen Milizen angeführte Koalition soll für die USA Rakka zurückerobern, die Hauptstadt des "Islamischen Staats". Doch der Plan droht nach hinten loszugehen.

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Das Flugblatt zeigt Familien, die aus einer grauen Stadt hinaus in grüne Landschaften flüchten. Über ihnen steht sinngemäß: "Es ist soweit, es ist Zeit, Rakka zu verlassen."

Immer wieder sollen US-Jets in den vergangenen Tagen diese Flugblätter über Rakka abgeworfen haben, der Hauptstadt des "Islamischen Staats" (IS). Das berichtet die Gruppe "Raqqa Is Being Slaughtered Silently", deren Mitglieder heimlich dokumentieren, was in der von den Dschihadisten besetzten Stadt passiert.

Tatsächlich hat am Dienstag eine Offensive begonnen, die von den USA aus der Luft mit Kampfjets und am Boden mit rund 200 US-Militärberatern unterstützt wird: Die "Syrischen Demokratischen Kräfte", eine Koalition, die hauptsächlich aus den "Volksverteidigungseinheiten" (YPG), dem syrischen Ableger der PKK, besteht, will Richtung Rakka vorrücken.

Die YPG-geführte Koalition (Gelb) rückt Richtung Rakka vor
SPIEGEL ONLINE

Die YPG-geführte Koalition (Gelb) rückt Richtung Rakka vor

Die USA und die YPG verfolgen unterschiedliche Interessen

Die YPG-geführte Koalition, der auch ein paar kleine arabische und assyrische Milizen angehören, hat sich in Syrien als schlagkräftigster Partner der USA im Kampf gegen die Dschihadisten herausgestellt. Doch bei der Zusammenarbeit zwischen Washington und der YPG zeichnen sich bereits jetzt Probleme ab.

Amerikaner und Kurden verfolgen unterschiedliche Ziele. Die USA wollen, dass die YPG Rakka von den Dschihadisten zurückerobern. Genau das hatte die syrisch-kurdische Miliz immer wieder angekündigt. Doch zuletzt sprach sie plötzlich nur noch von "Gebieten nördlich der Stadt".

Den YPG geht es darum, im Norden Syriens ein möglichst großes, zusammenhängendes Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen, dafür kooperieren sie mal mit den USA, mal mit Russland. Die Großstadt Rakka brauchen sie dafür nicht. Im Gegenteil: Die YPG wissen, dass sie sich mit Rakka vor allem Ärger einhandeln würden.

In den eigenen Reihen wäre ein Angriff auf Rakka schwer vermittelbar. Schon jetzt sind viele junge kurdische Syrer wütend, dass sie für die YPG ihr Leben riskieren sollen - die Miliz hat in den von ihnen kontrollierten Gebieten eine Wehrpflicht eingeführt. Viele Kurden sind zwar bereit, für die Verteidigung der Heimat zu kämpfen - aber für die Eroberung einer fremden Stadt?

Hinzu kommt, dass man die YPG in Rakka kaum als Befreier empfangen würde. Denn viele arabische Syrer sehen die Miliz kritisch wegen ihrer ethnisch-nationalistischen Linie: Dem syrischen PKK-Ableger geht es um die Vorherrschaft der Kurden in einem bestimmten Landesteil - und das in Syrien, einem Vielvölkerstaat, wo viele Ethnien und Konfessionen nebeneinander leben und bislang niemand einen Alleinanspruch auf ein Gebiet hat.

Hadi al-Abdallah, einer der bekanntesten unabhängigen Journalisten Syriens, ging sogar so weit, die YPG mit dem IS zu vergleichen, der die Vorherrschaft der Sunniten predigt. Der Vergleich ist unangebracht: Die syrisch-kurdischen Kämpfer begehen anders als die Dschihadisten keine systematischen Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Doch Abdallahs Anschuldigung zeigt, wie tief das Misstrauen vieler Syrer gegenüber der Miliz sitzt.

Auch die Aktivisten von "Raqqa Is Being Slaughtered Silently" warnen, dass die Strategie, Rakka mit Hilfe der YPG-geführten Koalition zu befreien, viele Unentschlossene dazu bringen könnte, sich nun den Dschihadisten anzuschließen - um die eigene Stadt gegen die Kurden zu verteidigen.

Wenn der Plan der USA nicht völlig fehl schlagen soll, muss die YPG-geführte Koalition die Syrer erst noch von ihren guten Absichten überzeugen. Bisher ist die Bilanz in den von der YPG kontrollierten Gebieten durchaus gemischt.

Zwar behaupten die YPG und ihr politischer Arm, die PYD, allen Ethnien und Konfessionen gleiche Rechte einzuräumen. Doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild: In den Schulen und Medien wird ein kurdischer Nationalismus gepredigt - das Jahrtausende alte Erbe anderer Kulturen wird unterdrückt. Zuletzt wurde in der Kleinstadt Amude eine der wenigen unabhängigen Redaktionen überfallen - die Journalisten vermuten dahinter eine Attacke der YPG.

Zusammengefasst: Die USA wollen mithilfe der YPG, dem syrischen Ableger der PKK, Rakka, die Hauptstadt des "Islamischen Staates", befreien. Doch die kurdischen YPG verfolgen ihre eigenen Interessen. Es ist fraglich, ob sie überhaupt in Rakka einmarschieren wollen. Dazu kommt, dass viele arabische Syrer der YPG zutiefst misstrauen. Manche könnten sich nun sogar dem IS anschließen, um ihre Heimat gegen die Kurden zu verteidigen.

Let's block ads! (Why?)

Kampf gegen den IS: Der gefährliche Feldzug Richtung Rakka