Warum stürzte der EgyptAir-Flug MS804 ins Mittelmeer? Ägypten hält einen Terroranschlag für wahrscheinlich, Beweise gibt es nicht. Die Suche nach Wrack und Flugschreiber wird jetzt intentsiviert.
Noch immer ist unklar, warum der EgyptAir-Flug MS804 über dem Mittelmeer abstürzte. Frankreich und Ägypten ermitteln gemeinsam.
Der französische Präsident François Hollandesagte, in Frage kämen ein Unfall oder ein terroristischer Hintergrund. Keine Schlussfolgerung sei auszuschließen. Ägyptens Luftfahrtminister Scherif Fathi hält eigenen Angaben zufolge einen Terroranschlag für plausibler. Der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes, Alexander Bortnikov, sagte: "Es war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Terroranschlag."Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums gibt es derzeit keine Hinweise auf eine Explosion an Bord des Flugzeuges. Es sei aber noch zu früh, um eine Ursache für den Absturz auszuschließen. Auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière sagte: "Wir kennen die Ursachen des Absturzes noch nicht." Aufschluss könnten die beiden Flugschreiber geben.
Die Fluglinie EgyptAir korrigierte am späten Donnerstagabend ihre eigenen Angaben, wonach nahe der griechischen Insel Karpathos im östlichen Mittelmeer bereits erste Trümmerteile oder sogar das Wrack selbst gefunden worden seien. Die ägyptischen Behörden sprachen von Wracktrümmern, Schwimmwesten und Plastikteilen, die entdeckt worden seien. Griechenland dementierte diese Berichte allerdings umgehend.
Wie laufen die Sucharbeiten?
Schiffe aus Frankreich, Griechenland, Ägypten und Deutschland beteiligen sich an der Suche nach dem Flugzeug, auch die USA will Teams schicken. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ordnete am Donnerstagabend in Kairo eine "intensivierte" Suche an, um das Wrack zu finden. Alle betroffenen Behörden müssten ihre Anstrengungen verstärken, darunter das Ministerium für zivile Luftfahrt, die Marine und die Luftwaffe, hieß es in einer Mitteilung.
Wann und wo verlor sich die Spur der Maschine?
Flug MS804 von Paris nach Kairo ist abgestürzt. Der Airbus A320 war am Donnerstagmorgen gegen 2.30 Uhr in einer Höhe von knapp 11.300 Metern ins Trudeln geraten und deutlich abgesackt. Danach verschwand das Flugzeug vom Radar, wie der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine südöstlich der griechischen Insel Kreta und etwa 280 Kilometer vom ägyptischen Festland entfernt. Einen Notruf setzten die Piloten nicht ab.
Wer war an Bord?
Insgesamt befanden sich 66 Menschen an Bord der Maschine, darunter 56 Passagiere. Laut EgyptAir handelt es sich um 30 Ägypter, 15 Franzosen und zwei Iraker. Jeweils ein Fluggast stammt demnach aus den folgenden Ländern: Sudan, Tschad, Algerien, Portugal, Kanada, Belgien, Kuwait und Saudi-Arabien. Am Freitagmorgen teilte Australiens Außenministerin mit, einer der Passagiere habe die britische und australische Staatsbürgerschaft.Welche Konsequenzen befürchtet Ägypten?
Auch wenn die Hintergründe des Absturzes noch unklar sind, wird Ägypten den Image-Schaden wohl spüren. Die kriselnde Wirtschaft des Landes ist maßgeblich von Urlaubern abhängig. Der Tourismus macht mindestens elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Es ist das dritte Mal binnen weniger Monate, das ein Zwischenfall die Luftfahrt des Landes trifft: Erst vor rund einem halben Jahr explodierte über der Sinai-Halbinsel eine Bombe in einem russischen Ferienflieger, 224 Menschen starben. Und Ende März entführte ein Mann mit Sprengstoffattrappe eine Maschine der Fluggesellschaft EgyptAir nach Zypern.