Die französische Regierung reagiert begeistert auf den Milliardenauftrag für den Staatskonzern DCNS. Verlierer ThyssenKrupp dagegen versucht, das Debakel klein zu reden. Auch Wirtschaftsminister Gabriel mischt sich ein.
Nach der Niederlage um einen milliardenschweren Rüstungsauftrag in Australien hat die Aktie des ThyssenKrupp-Konzerns deutlich nachgegeben. Zwischenzeitlich verlor das Papier gut fünf Prozent an Wert. Am Mittag stand die Aktie bei 20,41 Euro - ein Minus von 2,04 Prozent zum Vortag.
Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) reagierte auf den Misserfolg des ThyssenKrupps-Konzerns. Dass Thyssen den Auftrag nicht bekommen hat, sei "bedauerlich". Die Gründe kenne er nicht.Der Essener Konzern versuchte unterdessen das Debakel klein zu reden. Thyssenkrupp Marine Systems sei im U-Bootbereich gut ausgelastet und habe einen "soliden Auftragsbestand", womit eine gute Planbarkeit für die kommenden Jahre bestehe.
Ausgelassene Stimmung dagegen in Frankreich: Die französische Regierung reagierte begeistert auf den Milliardenauftrag für den Staatskonzern DCNS. Frankreichs Premierminister Manuel Valls sprach von einem "wunderbaren Erfolg". Die Aktien von Thales stiegen zwischenzeitlich um bis zu 3,9 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 79,23 Euro. Der Rüstungskonzern ist mit 35 Prozent am Thyssen-Krupps Rivalen DCNS beteiligt.
DCNS erhält Auftrag in Wert von rund 34 Milliarden Euro
DCNS hatte den Zuschlag für den Bau von zwölf U-Booten der australischen Marine erhalten. Das Auftragsvolumen könnte sich inklusive der jahrzehntelangen Wartung auf umgerechnet rund 34 Milliarden Euro belaufen. Bereits im Januar hatten Insider ThyssenKrupp schwindende Chancen attestiert. Als Grund nannten sie technische Bedenken. ThyssenKrupp hatte noch versucht, im Rennen zu bleiben, und zuletzt damit geworben, die Boote in Australien zu bauen - wichtig für Tausende Jobs in den Werften des Landes. Doch die Anstrengung lief letztlich ins Leere.
Die Australier wollen ihre Flotte mit U-Booten in der Größe von 4000 Tonnen modernisieren. Der französische Staatskonzern bietet eine dieselelektrische Version seines 5000-Tonnen-U-Boots Barracuda an. Der Australienchef von DCNS, Sean Costello, hatte gesagt, die Erfahrungen mit großen U-Booten seien für das Projekt in Australien wichtig. Ein japanisches Konsortium um Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries hatte sich als dritter Bieter Medienberichten zufolge kürzlich zurückgezogen. Es galt ursprünglich als Favorit.ThyssenKrupp ist einer der größten U-Boot-Produzenten der Welt und konkurriert hier mit Rüstungskonzernen wie der britischen BAE Systems und General Dynamics aus den USA vertreten sind. Der Essener Konzern hatte bei seiner Bewerbung darauf verwiesen, seit Jahrzehnten im Geschäft zu sein und U-Boote für rund 20 Staaten gebaut zu haben, darunter für Israel, Italien, Korea und Brasilien. Die jetzigen U-Boote mit 2200 Tonnen könnten auf 4000 Tonnen ausgebaut werden, hatte der zuständige Bereichsvorstand Hans Christoph Atzpodien gesagt.
Die Boote sollen überwiegend in Australien hergestellt werden, unter Einbeziehung der führenden australischen Marinewerft, der staatlichen ASC (früher: Australian Submarine Corporation). Sie baute die sechs U-Boote der Collins-Klasse, die zwischen 1994 und 2003 in Dienst gestellt wurden und jetzt abgelöst werden sollen. Die Fertigung der neuen U-Boote soll in wenigen Jahren beginnen, das erste U-Boot soll etwa 2030 übergeben werden.