Daraya in Syrien wird seit vier Jahren belagert, die Uno sprach von der "verhungernden Stadt". Nun ist zum ersten Mal eine Hilfslieferung mit Lebensmitteln angekommen, Tausende Bewohner sollen versorgt werden.
Nach jahrelanger Belagerung hat am Donnerstagabend erstmals ein Konvoi mit Nahrungsmitteln die syrische Stadt Daraya erreicht. Neun Lastwagen mit Essen und Medikamenten seien in dem Vorort von Damaskus angekommen und würden noch in der Nacht entladen, sagte der Einsatzleiter des syrischen Roten Halbmonds, Tamam Mehres, der Nachrichtenagentur AFP. Die Hilfsgüter sollten die Versorgung für rund einen Monat sicherstellen.
Daraya hat etwa 8000 Einwohner und wird seit 2012 von Truppen des Assad-Regimes belagert. Die Stadt war eine der ersten, die sich nach Beginn des Aufstands in Syrien gegen das Regime in Damaskus 2011 erhoben hatte, später galt Daraya als Rebellenhochburg. Im August 2012 kam es dort zu einem Massaker. Immer wieder wurde der Vorort in den vergangenen Jahren von der syrischen Luftwaffe bombardiert.Es ist das erste Mal, dass nun ein Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln Daraya erreichen konnte. Am 1. Juni waren Unicef und der Rote Halbmond bereits in die Stadt gelangt; dass die Helfer dabei zwar Medikamente, aber keine Lebensmittel liefern konnten, sorgte für Kritik. Unicef veröffentlichte vor wenigen Tagen ein Video von diesem ersten Einsatz, dazu heißt es in dem Clip: "Die Schulen, Wohnungen und Krankenhäuser sind komplett zerstört."
Die Vereinten Nationen hatten am Donnerstag mitgeteilt, die syrische Führung habe die Erlaubnis gegeben, bis Monatsende humanitäre Hilfskonvois in die belagerten Regionen des Landes fahren zu lassen. "Aber natürlich wissen wir nur zu gut, dass eine Erlaubnis noch keine Lieferung bedeutet", sagte der Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, laut Uno-Mitteilung.
Tatsächlich sind Hilfslieferungen für die syrische Zivilbevölkerung weitgehend vom Einverständnis des Regimes abhängig. Der Landweg ist der effizienteste Weg, Güter in belagerte Städte zu bringen. Damaskus hatte den Zugang bisher aber häufig verweigert oder zugesagte Genehmigungen kurzfristig wieder zurückgenommen.
Mitte Mai hatte sich der Leiter der Uno-Taskforce für humanitäre Hilfe in Syrien, Jan Egeland, via Twitter beklagt: "Wie tief können bewaffnete Männer sinken? Heute hat die vierte Division der syrischen Armee eine humanitäre Lieferung ins verhungernde Daraya blockiert, weil sie Babymilch enthielt!" Die Soldaten prüften den Uno-Konvoi, am Ende durfte nichts nach Daraya gebracht werden.Nachdem der erste Konvoi Anfang Juni die Stadt erreicht hatte, sagte Egeland: Sobald Lebensmittellieferungen nach Daraya gelassen werden, sei das ein Beweis für eine Verbesserung der Situation.
In den 19 belagerten Städten und Regionen Syriens leben nach Uno-Angaben knapp 600.000 Menschen ohne ausreichend Zugang zu Nahrung, Trinkwasser und Medikamenten. Die meisten Gebiete werden von den Regimetruppen belagert. Zuletzt war auch über eine Luftbrücke diskutiert worden.
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