Prozess in Detmold: Auschwitz-Wachmann Hanning zu fünf Jahren Haft verurteilt

vendredi 17 juin 2016

Reinhold Hanning

Reinhold Hanning

Das Landgericht Detmold hat den früheren Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sprach den 94-Jährigen der Beihilfe zum Mord in mindestens 170.000 Fällen schuldig.

Der frühere SS-Wachmann Reinhold Hanning muss für fünf Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Detmold sprach den 94-Jährigen der Beihilfe zum Mord in mindestens 170.000 Fällen schuldig. "Sie waren knapp zweieinhalb Jahre in Auschwitz und haben damit den Massenmord befördert", sagte Richterin Anke Grudda zu Beginn der Urteilsbegründung.

Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft gefordert, Hannings Verteidiger auf Freispruch plädiert. Der damals 23-Jährige war Mitglied der SS und arbeitete in Auschwitz. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr als eine Million Menschen ermordet.

Hannings Verteidiger forderte Freispruch

In den vergangenen Jahren hatte sich die Rechtsauffassung durchgesetzt, dass die erwiesene Anwesenheit in Auschwitz für eine Verurteilung ausreicht. Dahinter steht die Idee, dass jedes anwesende SS-Mitglied einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Tötungsmaschinerie geleistet habe. Der Nachweis individueller Verbrechen wie die Beteiligung an Erschießungen ist demnach nicht mehr notwendig.

Hannings Verteidiger hatten dennoch verlangt, den 94-Jährigen freizusprechen. Hanning habe zu keinem Zeitpunkt Menschen getötet, geschlagen oder dabei geholfen, sagte Verteidiger Johannes Salmen in dem Prozess. Hanning habe sich in den Dienst eines verbrecherischen Systems gestellt, dessen Befehle er fortan befolgt habe. Als einfacher Arbeiter ohne Schulabschluss habe der junge Mann die Folgen seines Handelns nicht überblicken können. Heute bereue er sein Verhalten.

Persönlich hatte sich Hanning vor der Urteilsverkündung nicht mehr geäußert. Er hatte lediglich an einem der vorherigen Verhandlungstage sein Bedauern zum Ausdruck gebracht: "Ich möchte Ihnen sagen, dass ich zutiefst bereue, einer verbrecherischen Organisation angehört zu haben, die für den Tod vieler unschuldiger Menschen, für die Zerstörung unzähliger Familien, für Elend, Qualen und Leid auf Seiten der Opfer und deren Angehörigen verantwortlich ist."

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