Blutüberströmte Menschen, fliegende Flaschen, Tränengas in den Gassen: Die Bilder aus Marseille haben mit Fußball nichts mehr zu tun. Die Polizei kommt gegen die rohe Gewalt nicht an.
Es war ein Mob mit Flaggen und Fußballtrikots: Hunderte randalierende Fußballfans haben in Marseille aufeinander eingeprügelt und die Straßen rund um den alten Hafen schwer verwüstet. Die Krawallmacher kamen laut Polizei aus England, Russland und Frankreich.
Ein englischer Fan schwebte am Abend nach Polizeiangaben in Lebensgefahr. Dem Mann wurde mit einer Metallstange an den Kopf geschlagen. Helfer mussten den Mann wiederbeleben, bevor er in ein Krankenhaus gebracht wurde.Insgesamt wurden laut Nachrichtenagentur AFP 19 Menschen verletzt. Die Polizei nahm sechs Randalierer fest.
Es war der dritte Krawall-Tag mit englischen Fans in Marseille in Folge. Insgesamt waren am Samstagabend rund 90.000 Fans für das EM-Spiel England-Russland in Marseille. Doch die Bilder, die bleiben werden, sind die von einigen hundert besoffenen Rowdys.
Hass auf Europa
Von wem die Gewalt ausging, war nicht auszumachen. Augenscheinlich handelte es sich nicht um eine organisierte Aktion. Englische Fans stimmten laut der Zeitung "The Guardian" fremden- und europafeindliche Gesänge an, darunter "Fick dich, Europa, wir stimmen alle für den Brexit" und "Setzt euch, wenn ihr die Franzosen hasst".
Immer wieder kommt es zu schweren Ausschreitungen mit englischen Fans. Im Jahr 1998 prügelten sich englische Fans schon einmal in Marseille. Im Jahr 2000 rasteten in Belgien 850 britische Fans aus; 56 Menschen wurden damals verletzt.
Aber auch die russischen Fans sollen bei den Vorfällen an diesem Samstag in Marseille provoziert haben. So wird berichtet, wie Russen in höhnischen Posen mit englischen Fahnen posierten, die andere Fans zurückgelassen hatten.
Die Fans selbst äußerten Kritik am Vorgehen der Polizei: Auch friedliche Fans würden ohne Vorwarnung attackiert. "Die kennen nur die Fans aus den Achtzigern", sagt einer: "Deswegen haben sie Angst. Aber wir sind viel friedlicher. Die Gewalt ging fast immer von der Polizei aus."
Wasserwerfer und Tränengas
Auf zahlreichen Videos waren blutüberströmte Menschen zu sehen. Flaschen, Stühle und Tische flogen durch die Straßen. Einige Fans zündeten Bengalos. Viele der Rowdys seien alkoholisiert gewesen, teilte ein Behördensprecher mit.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Zunächst waren 250 Polizisten und Angehörige der Gendarmerie im Einsatz. Später wurden weitere Kräfte hinzugezogen, am Himmel kreiste ein Hubschrauber. Im gesamten Stadtgebiet waren 1200 Polizisten postiert.
Nach dem Polizeieinsatz flüchteten viele der Hooligans in Seitenstraßen, wo sich die Kämpfe teilweise fortsetzten. Einige Personen warteten dort mit abgeschlagenen Flaschen in der Hand.
Polizei stellte sich auf mehr Randale ein
Am Abend kam es am Stade Vélodrome erneut zu Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte erneut Tränengas ein, um russische und englische Fans zu trennen. Es kam zu Schlägereien. Wieder flogen Flaschen.Die UEFA hat die Ausschreitungen verurteilt. "Menschen, die sich an solchen Gewaltakten beteiligen, haben keinen Platz im Fußball", teilten die EM-Organisatoren mit. Die Polizei stellte sich unterdessen auf eine unruhige Nacht ein. Man werde auch nach dem Spiel hart auf Ausschreitungen reagieren, erklärten die Einsatzkräfte.
Die Polizei stellte sich unterdessen auf eine unruhige Nacht ein. Man werde auch nach dem Spiel hart auf Ausschreitungen reagieren, erklärten die Einsatzkräfte.
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