Fall Höxter: Polizei kontrollierte Folterpaar - ohne Folgen

mardi 7 juin 2016

Haus des mutmaßlichen Folterpaares in Höxter

Haus des mutmaßlichen Folterpaares in Höxter

Neue Erkenntnisse im Fall Höxter: Nach Hinweisen von Passanten kontrollierte die Polizei zwei Mal das mutmaßliche Folterpaar. Mit im Auto: das spätere Todesopfer Annika W.

Über die Notrufnummer der Polizei rief ein Ehepaar am 26. Juli 2014 die Polizei. Die beiden erzählten, ihnen sei eine Frau aufgefallen, die mit Verletzungen im Gesicht auf der Rückbank eines Autos gesessen habe.

Bei der späteren Kontrolle an einer Tankstelle in Bad Salzuflen stellten die Polizeibeamten fest, dass im Auto Angelika W. und Wilfried W. saßen. Auf der Rückbank: das offenbar misshandelte spätere Todesopfer Annika W. Die Polizei nahm den Vorfall zu Protokoll, leitete aber keine Ermittlungen ein.

Bei einer Befragung durch die Sonderkommission "Bosseborn", die nach zwei Todesfällen im Haus von Wilfried W. und Angelika W. ermittelt, konnten sich die damals eingesetzten Polizeibeamten nicht mehr an die Details der Überprüfung erinnern. Die Kontrolle des Autos ist jedoch erwiesen, weil sie nach SPIEGEL-Informationen im Streifenbuch der zuständigen Wache dokumentiert wurde.

Streit "um den Mann"

Dies war bereits die zweite Polizeikontrolle des inhaftierten Paares aus Höxter mit seinem Opfer. Drei Wochen zuvor, am 6. Juni 2014, hatten Passanten auf dem Parkplatz von Kaufland in Höxter die Polizei gerufen. Sie hatten eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Angelika W. und Annika W. beobachtet. Angeblich sei es "um den Mann" gegangen.

Als der SPIEGEL eine Anfrage zu dem Vorfall an die Polizei in Höxter stellte, setzte sich die Behördenleitung mit den Ermittlern der Soko "Bosseborn" in Verbindung. Dort entschied man, eine Presseerklärung zu den Fällen herauszugeben.

Detlev Binder, Rechtsanwalt von Wilfried W., wirft der Polizei "systematisches Versagen" vor.

Angelika W. gestand in einer Vernehmung, dass Annika W. in dem Haus des Paares gequält wurde und gestorben sei. Die tiefgekühlte Leiche von Annika W. habe sie in Stücke zerteilt und im Ofen verbrannt.

Der Fall war bekannt geworden, nachdem das Paar Ende April versucht hatte, die Schwerverletzte Susanne F. zurück nach Bad Gandersheim zu bringen. Nach einer Autopanne riefen sie einen Rettungswagen. F. starb später im Krankenhaus, die Mediziner schalteten die Polizei ein.

SPIEGEL TV Magazin (08.05.2016)

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