Gina-Lisa Lohfink: Eine Demütigung, eine Million Mal geklickt

vendredi 10 juin 2016

Der Fall Gina-Lisa Lohfink sorgt für Empörung. Es geht um den Vorwurf einer Vergewaltigung, festgehalten auf Video. Auf einem Pornoportal ist der Clip eine Million Mal geklickt worden - erst jetzt wurde er gelöscht.

Am Freitagmorgen kommt die Antwort von Corey von Pornhub. Man sei über die Angelegenheit informiert, schreibt er. Und: "Wir haben schnell reagiert, so wie wir es immer tun, um Inhalte zu entfernen, die gegen unsere Geschäftsbedingungen verstoßen."

Die Angelegenheit - das ist ein Video, in dem der Reality-TV-Star Gina-Lisa Lohfink und zwei Männer zu sehen sind. Es wurde vor vier Jahren aufgenommen, ist aber in diesen Tagen wieder Thema vieler Diskussionen. Pornhub - das ist eine der größten Pornoseiten weltweit. Und das mit dem "schnell reagiert" ist schon ein bisschen dreist.

Pornhub löschte das Video erst nach einer Anfrage von SPIEGEL ONLINE - und erst nachdem es mehr als eine Million Mal angeklickt worden ist während des einen Jahres, das es online stand.

Die Vorgeschichte: Gina-Lisa Lohfink gibt an, im Juni 2012 von zwei Männern vermutlich mit K.o.-Tropfen betäubt worden zu sein, bevor der anschließende Sex gefilmt wurde. Sie hat beide Männer wegen Vergewaltigung angezeigt. Die zuständige Richterin zeigte sich von der Beweislage nicht überzeugt. Stattdessen wurde der ehemalige "Germany's Next Topmodel"-Star wegen Falschverdächtigung dazu verdonnert, eine Geldstrafe von 24.000 Euro zu zahlen. Lohfink hat dagegen Einspruch erhoben.

Die Vorkommnisse sorgen für Empörung - auch weil das fragliche Video einen anderen Hergang nahelegt: von einer Frau, die weggetreten wirkt und mehrfach "Hör auf" sagt. (Die Hintergründe des Falls beim "Stern").

Das besonders Perfide an dem Fall ist, dass Videoclips der fraglichen Nacht im Juni 2012 gleich in den Tagen darauf Redaktionen angeboten und dabei auch als "Vergewaltigungsvideo" beworben worden sind. Dass, nachdem der Verkauf nicht klappte, Videos im Netz kursieren. Dass sich die offenkundige Demütigung von Gisa-Lisa Lohfink tausendfach, millionenfach wiederholt. Wer sucht, findet das Video auch nach der Löschung auf Pornhub weiter auf anderen Portalen.

Was geht in den Leuten vor, die sich dieses Video anschauen?

Einer der Männer ist verurteilt worden, weil er das Video verbreitet hat und damit gegen die Persönlichkeitsrechte Lohfinks verstoßen hat. Wie aber kann es sein, dass ein Video, in dem es Anzeichen dafür gibt, dass eine Frau vergewaltigt wird, ein Jahr lang bei Pornhub steht?

Denn wer sich den Clip anschaut, sieht und hört einiges, was auf eine Vergewaltigung hindeutet: dass Lohfink betäubt wirkt, ihr wiederholtes "Hör auf", die Sprüche der Männer.

Beim letzten Check wurde der gut zwei Minuten lange Clip 1.027.969 Mal angeklickt. 52 Prozent der User-Bewertungen lauten: Daumen hoch (Der Anteil liegt niedriger als bei anderen Videos - was kaum ein Trost sein dürfte).

  • Was geht in den Leuten vor, die sich diese Demütigung anschauen?
  • Was in den Köpfen derer, die anschließend auf "Daumen hoch" geklickt haben?
  • Und was bei den Betreibern von Pornhub?

Viel ist über das Portal nicht bekannt, das 2007 auftauchte und als eine der größten Porno-Seiten weltweit gilt. Zum Pornhub-Netzwerk gehören die ebenfalls sehr großen Seiten Redtube und Youporn.

Die Verantwortung von Pornhub

Der Deutsche Fabian Thylmann hat mal das Porno-Netzwerk gekauft, zu dem Pornhub gehörte, es dann aber wieder verkauft. Seinen Hauptsitz hat Pornhub in Montreal, Kanada. Weitere Büros und Server stehen laut Wikipedia in San Francisco, Houston, New Orleans, London. Wer aktuell Chef ist, ist unbekannt. Vice President of Operations ist Corey Price, es ist wohl jener Corey, der die Anfrage beantwortet hat.

Pornhub pflegt das Image einer irgendwie lustigen Unternehmung, die mit schlüpfrigen Pressemittelungen immer wieder Öffentlichkeit bekommt. Kaum eine Woche, in der nicht über irgendeine Pornhub-Statistik berichtet wird: Welches Land angeblich wozu masturbiert, welche Nationen am längsten können.

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