Parteiprogramme sind öde Bleiwüsten, die eh keiner lesen will? Von wegen: Die spanische Podemos-Bewegung hat sich im Möbelhaus inspirieren lassen - und wirbt im Ikea-Style um Wähler.
Wer liest schon Parteiprogramme? Fast niemand. Die linke spanische Protestbewegung Podemos versucht deshalb auf ungewöhnlichem Weg die Wähler für ihr Programm zu begeistern. Die erst vor zwei Jahren gegründete Partei hat ihr Manifest für die Parlamentswahl am 26. Juni im Stile eines Ikea-Katalogs gestaltet.
Die Podemos-Kandidaten sitzen wie die Models im Ikea-Katalog in ihrer Küche, auf dem Sofa oder am Schreibtisch. Podemos-Chef Pablo Iglesias zeigt sich gleich mehrfach: nachdenklich auf dem Balkon, arbeitsam an einem Tisch in einem spärlich möblierten Zimmer und beim Gießen einer Efeupflanze.Andere Podemos-Politiker werden bei Alltagsszenen gezeigt. Sie füttern ihre Fische, machen das Bett oder putzen ihre Zähne. Die meisten von ihnen sind ziemlich jung.
"Wir wollen, dass es das meistgelesene Parteiprogramm aller Zeiten wird", sagte Podemos-Mitbegründerin Carolina Bescansa bei der Vorstellung des Katalogs. Daher der Aufwand. Die Printversion kostet 1,80 Euro, die PDF-Version gibt es kostenlos als Download.
Konkret verspricht die Partei unter anderem, die Arbeitslosenquote bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode von derzeit 21 auf 11 Prozent zu senken. Einkommen von mehr als 60.000 Euro pro Jahr sollen stärker besteuert werden, der Spitzensteuersatz soll auf 55 Prozent angehoben werden.
In gut zwei Wochen stehen in Spanien Neuwahlen an, weil sich die Parteien nach der letzten Parlamentswahl im Dezember nicht auf eine Koalitionsregierung einigen konnten. Podemos holte damals 21 Prozent der Stimmen. Diesmal könnte die Bewegung laut Umfragen sogar auf bis zu 25 Prozent kommen und damit die sozialdemokratische PSOE auf den dritten Platz verdrängen.
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