20.000 deutsche Fußball-Fans machen mit friedlichen Feiern Eindruck - und 50 Gewalttäter machen Schlagzeilen: Am Nachmittag randalierten teils rechtsextreme Hooligans in Lille.
Das Ausmaß der gewalttätigen Zwischenfälle ist mit denen in Marseille nicht vergleichbar, ärgerlich ist es trotzdem: Während 20.000 friedliche Fußballfans teils gemeinsam mit den sportlichen Konkurrenten aus der Ukraine feierten, randalierten rund 50 deutsche Gewalttäter in Stadtzentrum von Lille. Gegen 17.30 Uhr griffen sie in der Nähe des Bahnhofs ukrainische Fans an. Das bestätigte Volker Goll, stellvertretender Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), dem Sport-Informationsdienst SID.
"Die französische Polizei hat sehr spät eingegriffen", sagte Goll. Die KOS begleitet die deutschen Fans in Frankreich. Die deutsche Polizeidelegation, die mit acht szenekundigen Beamten vor Ort ist, gab an, dass die Situation nicht ansatzweise mit den jüngsten Ausschreitungen in Marseille vergleichbar sei. Dort hatten in den vergangenen Tagen immer wieder russische und englische Hooligans für Jagdszenen gesorgt, ein Engländer schwebt nach den Vorfällen in Lebensgefahr.In Lille flogen am Sonntag nach Augenzeugenberichten vor den Straßencafés Flaschen, Stühle und Rauchbomben. Auch rechtsradikale Parolen sollen skandiert worden sein, zudem wurde eine Reichskriegsflagge gezeigt. Nach SID-Informationen befinden sich rund 150 polizeibekannte Gewalttäter aus Deutschland in Lille. Auch ein Reporter des TV-Senders Sport1 wurde von zwei Krawallmachern attackiert und bekam einen Schlag in die Rippen.
Verhaftungen schon im Vorfeld
Die deutschen Behörden hatten versucht, solche Vorfälle schon im Vorfeld zu verhindern: Bei verstärkten Kontrollen zum ersten Spiel der deutschen Fußball-Nationalelf bei der Europameisterschaft in Frankreich hat die Bundespolizei in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz 21 Hooligans gestoppt. Wie ein Sprecher am Sonntag in Trier sagte, wurde zunächst eine 18-köpfige Gruppe einschlägig bekannter Gewalttäter aus Dresden an der Ausreise gehindert. Die Männer seien in drei Kleinbussen unterwegs gewesen, bei ihnen seien Sturmhauben und Mundschutze gefunden worden. Am Nachmittag wurden noch mal drei Hooligans aus Kaiserslautern gestoppt, wie der Sprecher mitteilte.
Man gehe davon aus, dass sie beim Spiel der deutschen Nationalelf am Sonntagabend gegen die Ukraine in Lille gewalttätige Auseinandersetzungen geplant hätten. Einer der Männer aus Kaiserslautern habe deutschlandweit Stadionverbot, seine beiden Begleiter hätten sich ihre Tickets unter falschem Namen beschafft.Die Bundespolizei Trier hatte am Sonntag den Grenzraum zu Luxemburg und Belgien verstärkt kontrolliert. Die Beamten wollen gewaltbereite Fußballfans herausfiltern, die nach Frankreich einreisen wollen, um die Fußball-EM zu stören. Feste Grenzkontrollen sind zur EM nicht geplant. Laut Sprecher gab es am Sonntag noch einige kleinere Fahndungserfolge. So sei unter anderem ein Haftbefehl vollstreckt worden.
Noch bis in den Nachmittag hatten sich Tausende Fans aus Deutschland und der Ukraine gemeinsam rund um den Grand Place friedlich auf das Gruppenspiel am Abend (21.00 Uhr) eingestimmt. Um 16.30 machten sich rund 2000 deutsche Fans im Rahmen eines Fanmarsches von der Innenstadt auf den Weg zum Stade Pierre-Mauroy im Vorort Villeneuve d'Ascq. Sie erreichten das Stadion nach anderthalb Stunden, dabei gab es keine Zwischenfälle. Insgesamt werden 20.000 deutsche Fans beim Spiel der Gruppe C erwartet.
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