Krise bei den Republikanern: Trump stolpert in den Hauptwahlkampf

mardi 7 juin 2016

Donald Trump, Ehefrau Melania (r.), Unterstützerin (l.)

Donald Trump, Ehefrau Melania (r.), Unterstützerin (l.)

Donald Trump ist Kandidat, doch die Stimmung bei den Republikanern ist verheerend. Der Milliardär verstört seine Partei mit immer neuen Ausfällen. Bei einem Auftritt in einem seiner Golfclubs wirkt Trump merkwürdig fahrig.

Hillary Clinton geht natürlich immer. "Wir sind pleite. Unsere Schulden steigen schnell. Unsere Infrastruktur ist miserabel", ruft Donald Trump. "Das letzte, was wir brauchen, ist Hillary Clinton, die das Obama-Desaster noch verlängert." Seine Leute jubeln, der Kandidat blickt lächelnd in die Runde. Endlich mal wieder ein Angriff, der auch der Partei gefallen dürfte.

Dienstagabend, die letzten Vorwahlen gehen gerade zu Ende. Trump hat in eine seiner exklusivsten Adressen geladen, ins Clubhaus seines "Trump National Golf Club Westchester". Das Resort liegt idyllisch in grünen Hügeln, eine Stunde nördlich von New York City. Im Saal funkeln die Kronleuchter, die Frauen tragen Abendkleider, die Männer Maßgeschneidertes. Man trinkt Schampus und greift zu Finger Food. Es ist die Welt der Schönen und Reichen. Trumps Welt. Jeder glaubt hier fest daran, dass der Milliardär im November Amerika zurückerobert.

Das Problem ist, dass jetzt, wo die Vorwahlen zu Ende gegangen sind und der Angriff aufs Weiße Haus eigentlich richtig losgehen müsste, Trump und seine Partei mal wieder mächtig im Clinch liegen. Seit Tagen streiten sich führende Republikaner mit dem Kandidaten, was ein wenig erstaunlich ist, da man zuletzt eigentlich eher den Eindruck hatte, als würden sich beide Seiten langsam miteinander arrangieren. Aber weil Trump plötzlich eine neue Leidenschaft dafür entwickelt hat, führende Parteifreunde anzugreifen und einem Richter aufgrund seiner mexikanischen Wurzeln zuletzt Befangenheit vorwarf, wächst bei vielen Republikanern die Angst davor, dass Trump womöglich wirklich Trump bleiben könnte - Präsidentschaftskandidatur hin oder her.

"Rassistisch und empörend" nannte Senator Lindsey Graham die jüngsten Äußerungen des Ex-Reality-TV-Stars. Kollege Mark Kirk wiederrief mal eben seine Unterstützung für den New Yorker. Ein Landespolitiker aus Iowa verglich Trumps Kampagne mit dem Aufstieg Adolf Hitlers und trat am Dienstag aus der Partei aus. Ein Vertrauter von Ex-Rivale Ted Cruz rief die Delegierten zur Rebellion auf dem Parteitag auf. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander.

Die Spannungen in der eigenen Partei lässt Trump unerwähnt

Trump selbst versucht den Auftritt in Westchester zu nutzen, um sich der Partei als Kämpfer zu präsentieren. "Ich werde Euch stolz machen", ruft er. Er wirbt um jene, die nicht für ihn gestimmt haben, bietet den Unterstützern des Demokaten Bernie Sanders politisches Asyl an und, nunja, greift Clinton an. Niemals dürfe man das Land wieder Politikern anvertrauen, die es selbst ruiniert hätten. Er werde, ruft er, "wahrscheinlich nächsten Montag" eine große Rede zu den Clintons halten. "Und sie wird sehr informativ ausfallen." "Trump, Trump", rufen ein paar Leute im Publikum. "Danke, danke", ruft der Kandidat leicht verdruckst. Die Familie, die - wie meistens bei solchen Auftritten - neben ihm steht, strahlt.

Die Spannungen in der eigenen Partei lässt Trump unerwähnt, Fragen sind nicht erlaubt, nach nicht einmal einer Viertelstunde ist er wieder verschwunden. Überhaupt ist es ein etwas merkwürdiger Auftritt des Kandidaten. Anders als sonst liest der 69-Jährige vom Teleprompter ab. Trotzdem verhaspelt er sich, wirkt kraftlos und unkonzentriert. Als er über die "desaströse Handelspolitik" schimpft, ruft ein Gast in Anspielung auf das Transpazifische Freihandelsabkommen dazwischen: "Kein TPP!" Trump blickt auf und erwidert: "Kein PPP. Sie meinen: Kein Pee-Pee." Einige Zuschauer blicken sich fragend an.

Die Basis hat entschieden

Immerhin: Den Streit mit den eigenen Leuten facht Trump nicht weiter an. Aber ob das das Klima in der Partei kurzfristig rettet, ist fraglich. Gerade der Angriff des Milliardärs auf den mexikanisch-stämmigen Richter, der über eine Klage gegen die umstrittene "Trump Universität" entscheiden soll, hat etliche Republikaner erschüttert. Es waren im Grunde zwei Angriffe in einem - auf unabhängige Richter und Minderheiten.

Seitdem herrscht bei den Republikanern Panik, dass Trump es sich mit all jenen verscherzt, die die Partei braucht, um im November das Weiße Haus zu erobern. Er solle sich doch bitte mit Dingen beschäftigen, die "die Amerikaner auch interessieren", mahnt der oberste Republikaner im Senat, Mitch McConnell. Nur ist eben das Problem, dass die eigene Basis entschieden hat, den Milliardär zum Kandidaten zu machen. Insofern stecken viele Republikaner in der unangenehmen Lage, sich zwar von den Äußerungen Trumps distanzieren zu müssen, seine Kandidatur aber nicht grundsätzlich in Frage stellen zu dürfen.

Das führt dieser Tage zu abenteuerlichen Verrenkungen von Spitzen-Republikanern. Paul Ryan ist so ein Beispiel, der oberste Republikaner im Abgeordnetenhaus. Ryan kritisierte, Trumps Sätze entsprächen einer "Definition rassistischer Kommentare wie aus dem Lehrbuch". Klingt drastisch. Aber seine Unterstützung will er dem Milliardär dann doch nicht verweigern.

"Glaube ich, dass Hillary Clinton die Lösung ist?", fragte Ryan und gab sich schnell selbst die Antwort: "Nein."

Ergebnisse der US-Vorwahlen

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