Schule im Hochwassergebiet: "Die Größeren haben sich Sorgen gemacht um ihre Eltern"

jeudi 2 juin 2016

Blick auf die Schule in Triftern

Blick auf die Schule in Triftern

Der niederbayerische Ort Triftern wurde vom Unwetter schwer getroffen. Dutzende Kinder mussten die Nacht in der Schule verbringen. Wie haben Sie die Situation erlebt? Ein Anruf bei Rektorin Margot Auer.

Als das Hochwasser durch Triftern rauschte, einen der Orte in Niederbayern, die das Unwetter am Mittwoch besonders schwer traf, mussten Hunderte Schüler in der Lenberger Grund- und Mittelschule bleiben. Einige Kinder verbrachten die ganze Nacht in der Schule.

Im Interview erzählt Rektorin Margot Auer, was die Lehrer taten und wie die Schüler reagierten.

SPIEGEL ONLINE: Frau Auer, wie bedrohlich war die Situation?

Margot Auer: Die Schule war niemals in Gefahr, weil wir auf einer Anhöhe liegen. Wir waren nur insofern eingeschlossen, als dass die Zufahrtswege aufgrund der Überschwemmungen versperrt waren.

SPIEGEL ONLINE: Wie viele Kinder waren betroffen?

Auer: Am Anfang waren noch ein paar hundert Kinder hier, die Regenfälle begannen sehr früh zur Mittagszeit. Wir bekamen Hunderte Anrufe besorgter Eltern. Wir haben dann angeboten, die Schule zur Not auch über Nacht aufrechtzuerhalten. Im Laufe des Tages und auch in der gesamten Nacht sind dann immer wieder Kinder zu Fuß abgeholt worden.

SPIEGEL ONLINE: Obwohl die Zufahrtswege noch überflutet waren?

Auer: Zum Teil. Zwar konnten einige Kinder nicht nach Hause, wurden dann aber bei Nachbarn oder Freunden und Verwandten untergebracht. Die Lehrkräfte haben schließlich diejenigen betreut, die bis nachts bleiben mussten, etwa 50. Die Zahl sank aber immer weiter, heute früh waren es noch 30. Wir haben dann nochmal gemeinsam gefrühstückt und jetzt werden die letzten Kinder abgeholt.

SPIEGEL ONLINE: Wie haben Sie die Situation insgesamt erlebt?

Auer: Der Bürgermeister war hier an der Schule, auch das Rote Kreuz war bei uns untergebracht. Weil die Schule auf der Anhöhe liegt, waren hier auch die Hubschrauber stationiert. Wir wussten also: Wenn irgendwas wäre, hätten wir unmittelbare Hilfe. Was ich als sehr positiv erlebt habe: Wie professionell mein Kollegium reagiert hat. Es herrschte absolute Ruhe, Souveränität und Professionalität. Insofern denke ich, haben wir es gut über die Bühne gebracht. Es war eine ruhige Nacht, trotz allem.

SPIEGEL ONLINE: Welche Stimmung herrschte unter den Kindern?

Auer: Die Kinder sind zwischen 6 und 15 Jahre alt. Gerade bei den Kleineren herrschte zunächst große Aufregung, als sie gemerkt haben, dass sie vielleicht nicht nach Hause können. Die Größeren haben sich zum Teil Sorgen gemacht um ihre Eltern. Wir haben zunächst noch telefonischen Kontakt halten können, aber dann hatten wir keinen Strom und keine Telefonverbindung mehr. Nachts bekamen wir ein Notstromaggregat. Die Kinder haben sich aber relativ schnell beruhigt. Die Lehrkräfte haben sie mit Vorlesen oder Spielen beschäftigt. Und ich denke, zum Schluss sahen sie das Ganze mehr als Abenteuer. Wobei unter den Größeren schon einige sehr ernsthaft und nachdenklich waren.

SPIEGEL ONLINE: Sie und die Lehrerkollegen waren also rund um die Uhr im Einsatz?

Auer: Ein Großteil des Kollegiums, ja. Heute Nacht waren zehn oder zwölf Lehrer hier, die die Betreuung übernommen haben. Dann gab es heute Morgen einen Schichtwechsel, weil jetzt viele übermüdet sind. Die werden noch ein paar Stunden hier sein und dann nach Hause gehen. Heute findet keine Schule mehr statt und morgen auch nicht.

Wetterschäden in Triftern

Wetterschäden in Triftern

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