Unwetter bei "Rock am Ring": Fans zeigen Verständnis für Abbruch

dimanche 5 juin 2016

Wie geht es den vielen Verletzten? Bekommen Fans ihr Geld zurück? Die Fakten zum Unwetter-Chaos bei "Rock am Ring".

"Keine Bands" hieß es kurz und knapp, wenn man am Sonntag den Spielplan auf der "Rock am Ring"-Website aufrufen wollte. Das Festival war in der Nacht zuvor vorzeitig beendet worden, wegen einer erneuten Warnung vor schweren Gewittern. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wie kam es zum vorzeitigen Ende von "Rock am Ring"?

Ausschlaggebend war die Wetterprognose. Schon am Freitag hatten es bei Blitzeinschlägen Dutzende Verletzte unter den rund 90.000 Besuchern gegeben. Am Samstag war das Festival dann wegen Unwettern für sieben Stunden unterbrochen worden.

Am Samstagabend hatte es dann noch einmal Konzerte gegeben. Dabei trat etwa die kalifornische Gruppe Red Hot Chili Peppers auf, später spielte noch die Berliner Rockband The BossHoss.

Leere Fläche vor den Hauptbühnen am Samstag

Leere Fläche vor den Hauptbühnen am Samstag

Am Sonntag durfte dann gar keine Band mehr auf die Bühne. Wegen eines für Sonntagnachmittag erwarteten erneuten Unwetters hatte die Verbandsgemeinde den Veranstaltern die Genehmigung für die Fortsetzung des Festivals entzogen. Die Besucher wurden daraufhin aufgefordert, das Gelände bis zum Sonntagmittag zu verlassen, am Sonntag fanden überhaupt keine Konzerte mehr statt.

Konzertveranstalter Marek Lieberberg sprach am Sonntag von einem Fall "höherer Gewalt". Man habe sich der Anordnung gebeugt, sagte er. Anders als die Behörden hätte man aber gern am Sonntag das Festival zum Abschluss gebracht.

Dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD) warf Lieberberg vor, die Verantwortung für die Absage auf die Gemeinde abgeschoben zu haben. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte dazu am Sonntag, dass Lewentz den Abbruch der Veranstaltung bereits am Tag zuvor gefordert habe.

Wie viele Verletzte gab es durch die Blitzeinschläge?

Wie das Rote Kreuz am Sonntag mitteilt, sind am Freitagabend durch Blitzeinschläge insgesamt 71 Menschen verletzt worden. Zwei der Besucher mussten reanimiert werden, heißt es, die meisten Verletzten seien auf dem Weg der Besserung. Auf dem offiziellen Facebook-Account von "Rock am Ring" war am Sonntagmorgen zunächst von über 80 Verletzten die Rede gewesen.

Wie haben die Fans auf die Absage reagiert?

Unter dem Facebook-Post, in dem die Sonntags-Absage angekündigt wird, finden sich bislang rund 2700 Reaktionen - die Mehrheit sind davon "Gefällt mir"-Angaben und traurige Smileys. Einen wütenden Smiley posteten nur rund 250 Nutzer. In den sozialen Netzwerken finden sich aber natürlich auch viele Nutzer, die die Absage übertrieben finden.

Mark Lieberberg berichtete am Sonntag im Gespräch mit der "Rheinischen Post" von der Räumung des Geländes und der Zeltplätze: "Es hat eher an Fahnenflucht erinnert, als sich die Fans ihre Wege über die Felder bahnten und ihr Hab und Gut zurückließen", sagte er mit Blick auf die Probleme durch eine vorzeitige Räumung. "Das Ganze ist nicht gerade eine Sternstunde der verantwortlichen Behörden."

Wohnwagen-Schieberei bei "Rock am Ring"

Wohnwagen-Schieberei bei "Rock am Ring"

Viele Besucher hatten am Sonntag eine schwierige Abreise, weil zahlreiche Autos im Schlamm feststeckten. Auf dem "Rock am Ring"-Facebook-Account hieß es gegen Mittag, dass 30 Traktoren bereitstünden, um beim Freischleppen der Fahrzeuge zu helfen.

Welche Konzerte fielen aus?

Am Sonntag wären laut Spielplan unter anderem noch Fettes Brot, Korn und Black Sabbath aufgetreten - diese Konzerte fanden wegen des frühzeitigen Festivalendes nicht mehr statt.

Bekommen die Festivalbesucher jetzt Geld zurück?

Der "Rheinischen Post" sagte Marek Lieberberg zur Frage nach einer möglichen Enschädigung: "Im Moment sehe ich das nicht. Wir haben alles Menschenmögliche getan, um einen reibungslosen Ablauf von 'Rock am Ring' zu gewährleisten. Aber wir müssen jetzt erst einmal abwarten und alles in Ruhe bewerten."

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von "Rock am Ring" heißt es: "Das Konzert findet bei jeder Witterung statt." An anderer Stelle wird dann erläutert: "Aus Sicherheitsgründen kann der Veranstalter einzelne Park- und Campingplatzbereiche oder sonstige Bereiche des Festivalgeländes vorübergehend oder vollständig räumen und absperren ohne dass dies einen Anspruch auf teilweise Rückerstattung des Kartenpreises begründet."
Fans verlassen das Gelände des Festivals

Fans verlassen das Gelände des Festivals

Wie war es beim Schwesterfestival "Rock im Park"?

Die etwa 80.000 Besucher von "Rock im Park" in Nürnberg hatten mehr Glück mit dem Wetter. Die Polizei sprach am Sonntagnachmittag von einem "friedlichen Festivalverlauf". In Nürnberg brauchte die Fans sogar eher Sonnencreme als Regenjacken.

Einen kurzen Schreckmoment gab es allerdings am Samstagabend: Zwischen den Auftritten von Tenacious D und dem Headliner Volbeat, krachte zwischenzeitlich der Donner, unweit waren Blitze zu sehen. Platzregen verwandelte das Festivalgelände in eine matschige Rutschbahn. Eine halbe Stunde später war der Spuk allerdings wieder vorbei - und die Menschen feierten im Schlamm weiter. Auch ein zweites Gewitter am Sonntagmorgen war zum Frühstück schon wieder verschwunden.

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