Die Republikaner und Trump: Jetzt wollen sie ihn doch

lundi 30 mai 2016

US-Wahlkampf: Vom Feind zum Freund

Donald Trump als Präsidentschaftskandidat? Für viele Republikaner war das bisher nicht vorstellbar. Doch nun ändern selbst die härtesten Kritiker ihre Meinung.

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Im Vorwahlkampf der Republikaner ließ Marco Rubio seiner Abneigung gegen Donald Trump freien Lauf: Der sei "verrückt", "rüpelhaft", ein "Hochstapler" sagte der Senator über seinen Rivalen. Und viel zu kleine Hände habe er auch noch. Die Reaktion von Trump war vernichtend: Er besiegte "little Marco" - in dessen Heimatstaat Florida.

Geschlagen und gedemütigt tauchte Rubio ab. Doch jetzt ist er wieder da - und gibt sich als treuer Fan des Immobilien-Milliardärs: Natürlich, sagte Rubio auf CNN, werde er im November für Trump stimmen. Es werde ihm sogar "eine Ehre sein", beim Wahlparteitag eine Lobrede auf den Ex-Konkurrenten zu halten. "Ich will helfen", begründete Rubio seinen überraschenden Sinneswandel. "Ich will nicht, dass Hillary Clinton Präsidentin wird."

Rubio steht mit seiner Kehrtwende nicht alleine da. Während sich viele Top-Parteispender - noch - um eine Unterstützung von Trump drücken, denkt ein Rivale nach dem anderen um. Beschimpfungen der Vergangenheit sind plötzlich vergessen, Fehden verziehen.

Die Grand Old Party - die Partei Lincolns und Reagans - kapituliert vor dem Unvermeidlichen: Ihr Bannerträger ist nun ein unberechenbarer Demagoge, der seine Unkenntnis zur Tugend erhoben hat und alle Traditionen mit Füßen tritt. Vogel friss oder stirb, lautet das neue Parteimotto.

Parteichef Reince Priebus war der erste: "Wir müssen uns vereinen", flehte er auf Twitter unter dem Hashtag #NeverClinton, als Trump seine Nominierung sicher hatte. Besser war das Scheitern der #NeverTrump-Bewegung nicht zu illustrieren.

Sie wollen siegen um jeden Preis, also gehen die Republikaner den Teufelspakt ein. Trumps erbitterter Vorwahl-Gegner Chris Christie, der sonst so selbstsichere Gouverneur New Jerseys, steht auf einmal mit ihm auf der Bühne und lässt sich wegen seiner Körperfülle verulken: "Keine Oreo-Kekse mehr!" Was tut man nicht alles für einen Posten im Kabinett Trump.

Auch Bobby Jindal, der Ex-Gouverneur von Louisiana ("Trump ist ein substanzloser Narzisst"), will auf einmal Trump wählen. Ansonsten sei "das Risiko für mein Land und für meine Partei zu hoch", schrieb er im "Wall Street Journal". Mit anderen Worten: "Er ist das geringere zweier Übel."

Oder der texanische Ex-Gouverneur Rick Perry. Er hatte Trumps "Demagogie und Unsinn" in den Primaries als "Krebsgeschwür" beschimpft. Nun wäre er bereit, Trumps Vizepräsident zu werden: "Ich werde meinem Land dienen."

Ben Carson wiederum sollte Trump eigentlich einen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten suchen. Doch dem Gehirnchirurgen war sein Unwohlsein über die Aufgabe so anzumerken, dass Trump ihn schnell wieder abzog.

Auch Paul Ryan, der Sprecher des Repräsentantenhauses, gibt klein bei. Er war einer der lautesten Trump-Kritiker. Inzwischen ist es nur noch eine Frage der Semantik, warum er Trump offiziell seinen Segen geben wird - dank "gemeinsamer Prinzipien".

Trump geht es nicht um die Partei - nur um Ruhm und Macht

In ihrer Verzweiflung ignorieren die Republikaner, dass Trump die Partei immer egal war. Sie tun so, als sei das kein Thema mehr, nur weil sie Trump ein paar weichere Formulierungen abringen. Dabei geht es ihm nicht um konservative "Prinzipien", sondern nur um den eigenen Ruhm.

Diesen Fehler machen derzeit viele in den USA: Sie pressen Trump in die Schablone eines normalen Politikers - und übersehen, dass er gefährlich anders ist. Denn Trump operiert außerhalb jedes politischen Systems.

Eine Wende vollziehen auch die Medien: Der konservative Kabelkanal Fox News, der Trump lange bekämpft hatte, änderte seine Richtung, als sich sein Besitzer Rupert Murdoch privat mit Trump arrangierte. Quote geht vor Haltung. Das zeigte auch das Interview, das der bisher kritische Fox-News-Stars Megyn Kelly mit Trump führte, und in dem sie auffällig zurückhaltend Fragen stellte.

Selbst Publizist Bill Kristol, dessen Magazin "National Journal" als eine der ersten eine Anti-Trump-Kampagne gewagt hatte, gibt klein bei: "Sag niemals nie", gestand er der konservativen Website "Newsmax". "Ich lasse es zweideutig."

Nur noch wenige halten dagegen. Mitt Romney, der gescheiterte Kandidat von 2012, bleibt bei seiner Kritik: "Meine Enkel sollen sehen, dass ich das, was Mr. Trump sagte und tat, nicht einfach ignorieren konnte", sagte er dem "Wall Street Journal". In seiner Partei wird er so zum Außenseiter.


Zusammengefasst: Bei den US-Republikanern zeichnet sich ein Kurswechsel im Umgang mit Donald Trump ab. Auch härteste Kritiker können sich plötzlich mit ihm anfreunden - um Hillary Clinton als Präsidentin zu verhindern. Das ist ein Fehler: Denn Trump interessiert sich nicht für die Partei, operiert außerhalb des politischen Systems. Ihm geht es einzig um den eigenen Ruhm, die eigene Macht.

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