Frankfurt vor der Relegation: Kovac muss es krachen lassen

jeudi 19 mai 2016

Frankfurts Trainer Niko Kovac
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Frankfurts Trainer Niko Kovac

Frankfurt gegen Nürnberg: In der Relegation gibt es keinen Favoriten - auch weil die Eintracht plötzlich wieder offensiv spielen muss.

Eigentlich wollte sich Andreas Bornemann am vergangenen Samstag das Spiel zwischen Bremen und Frankfurt anschauen, doch dann saß er eine Dreiviertelstunde im Auto fest. Von dort aus konnte er beobachten, wie ein grün-weißes Menschenmeer dem Bremer Mannschaftsbus schon vor dem Anpfiff zujubelte und gar nicht mehr aufhören wollte, den Spielern die Rückendeckung zu versprechen, die dann auch 90 Minuten lang zu spüren war. "Das war schon beeindruckend", sagte der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, "diese positiven Emotionen können eine Mannschaft zusätzlich pushen."

Auch das Nürnberger Publikum weiß, wie man ein Spiel im eigenen Stadion zum Heimspiel macht. Trotz ungünstiger Architektur und Laufbahn dürfte es dort am kommenden Montag so laut werden wie am Abend beim Hinspiel in Frankfurt (20.30 Uhr, High-Liveticker SPIEGEL ONLINE), wenn 45.000 Eintracht-Fans dafür sorgen wollen, dass ihr Team erstklassig bleibt. Das wären die "positiven Emotionen" von denen Bornemann spricht.

Dass es auch anders laufen kann, wenn zwei Fanszenen aufeinander treffen, die sich seit Generationen spinnefeind sind, ist den Vereinen bewusst. Im Vorfeld haben die Offiziellen beider Klubs deshalb sehr darauf geachtet, keine zusätzlichen Emotionen zu schüren und bedächtig zu formulieren. Zumal beide Ultraszenen zu den größten der Republik zählen - und sich ebenfalls nicht riechen können. "Konflikte zwischen den beiden Fangruppen werden einkalkuliert", heißt es bei der Frankfurter Polizei. Man sei "unter anderem mit deutlich sichtbarer Präsenz vorbereitet".

Kovac muss das offensive Denken fördern

In den Relegationsspielen der vergangenen beiden Jahre setzte sich jeweils der Hamburger SV äußerst knapp gegen Fürth und gegen Karlsruhe durch - obwohl die Favoritenrolle damals klarer vergeben war als sie das in dieser Saison ist. Zwar hatte sich Frankfurt unter Niko Kovac wieder gefangen, doch nach dem späten Knockout beim 0:1 in Bremen entwickelt sich eine Debatte, die die Eintracht gerade nicht brauchen kann. Die Frage ist, ob Kovac, der seinem Team defensive Stabilität verordnet hat, auch andere Muster trainieren lässt. Dass der BVB mit einer Mauertaktik 1:0 besiegt wurde, ist legitim, dass bei den defensiv anfälligen Bremern die gleiche Taktik gewählt wurde, sorgte jedoch für Irritationen.

Unabhängig von der Taktik beschäftigen sich die Frankfurter Fans aber ganz besonders mit zwei Personalien. Die Rückkehr von Stürmer Alex Meier soll der zuletzt so harmlosen Offensive wieder mehr Schwung verleihen. Und der Zuspruch für Marco Russ, der trotz einer schweren Tumorerkrankung auflaufen und sich erst nach der Relegation um seine Gesundheit kümmern will, wird aus diesem finanziell so wichtigen Spiel ein noch emotionaleres machen.

Routinier Schäfer als Hoffnungsträger

Nürnberg kommt mit dem Schwung einer grandiosen Rückrunde nach Frankfurt. In der vergangenen Saison stieg Ingolstadt mit 64 Punkten als Zweitligameister auf. Der "Club" brachte es in dieser Saison auf 65 und kann in der Relegation auch im Tor in Bestbesetzung auflaufen. Raphael Schäfer wurde nach seiner Achillessehnenverletzung gerade noch rechtzeitig wieder fit. "Frankfurt ist der Favorit, der Druck ist für den Erstligisten aber immer höher", sagt der 37 Jahre alte Schäfer, der mit Nürnberg alle vier Relegationsspiele gewann, in denen er im Tor stand. 2009 schlugen die Franken den Erstligisten Cottbus genauso deutlich wie ein Jahr später den damaligen Zweitligisten Augsburg.

Seit der Freistellung des langjährigen Managers Martin Bader, der mit Trainer René Weiler völlig über Kreuz lag, und der Verpflichtung von Michael Meeske (Finanzen) und Bornemann (Sportvorstand) ist zudem Ruhe im Verein eingekehrt, die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat läuft offenbar gut.

Das muss sie allerdings auch, schließlich ist der FCN auf den Aufstieg fast schon angewiesen, wenn er finanziell aus der langjährigen Misswirtschaft herauskommen will. Zuletzt brummte die DFL den Nürnbergern eine 600.000-Euro-Strafe auf, weil der Verein es nicht geschafft hat, die Vorgaben zu erfüllen. Umso wichtiger wäre nun der Aufstieg. "Ein knappes Resultat", wünscht sich dann auch Bornemann, "damit wir's im Rückspiel in der eigenen Hand haben."

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