"John Doe": Mutmaßliche Quelle der Panama Papers rechnet ab

vendredi 6 mai 2016

Panama-Stadt

Panama-Stadt

"John Doe", die mutmaßliche Quelle der Panama Papers, hat sich in einer Erklärung an die Öffentlichkeit gewandt: Er fordert Solidarität mit Whistleblowern und ruft die Bürger zum Protest auf.

Die anonyme Quelle der Panama Papers hat sich mit einem Manifest an die "Süddeutsche Zeitung" gewandt. Darin verurteilt die Person, die sich "John Doe" nennt, "umfassende alltägliche Korruption" als Hauptgrund für soziale Ungerechtigkeit. Im Visier steht die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca, die mit einem Geflecht an Briefkastenfirmen Steuerhinterziehung in großem Maßstab begünstigt haben soll.

Die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichte am Freitag dieErklärung von "John Doe". Darin wird an die Bevölkerung appelliert: "Die Zeit zu handeln ist gekommen, und ein Anfang wäre, endlich die richtigen Fragen zu stellen". Es sehe sehr danach aus, dass die nächste Revolution digital sein wird. "Vielleicht hat sie aber auch schon begonnen", endet das Manifest. In der Erklärung beteuerte "John Doe" zudem, nie für eine Regierung oder einen Geheimdienst gearbeitet zu haben.

"John Doe" fordert Schutz für Whistleblower

In dem Manifest bemängelt "John Doe" zudem den Umgang mit Whistleblowern wie Edward Snowden und anderen, die sich der Strafverfolgung ausgesetzt sehen. "John Doe" appelliert, Whistleblower zu schützen. Zugleich macht sie sich dafür stark, Firmenregister öffentlich zugänglich zu machen. In seiner Erklärung greift er auch das System der US-Wahlkampffinanzierung an, bei dem Politiker um Spenden bei Leuten bitten würden, die größtes Interesse hätten, Steuern zu vermeiden. Das System sei im Kern krank und müsse reformiert werden.

Die Informationen über die Panama Papers waren der "Süddeutschen Zeitung" zugespielt worden. Das Blatt hatte die Daten gemeinsam mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) ausgewertet. Nach der Veröffentlichung Anfang April hatten zahlreiche Medien über gut 200.000 von Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen.

Die Veröffentlichung der Panama Papers führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer internationalen Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. Mossack Fonseca sieht sich als Opfer eines Datendiebstahls und betont, sich bei ihren Geschäften stets an die Gesetze zu halten.

Mossack Fonseca sei mehr als ein Rädchen im Getriebe der "Vermögensverwaltung", heißt es in dem Manifest weiter. "Die Kanzlei nutzte ihren Einfluss, um weltweit Gesetze zu diktieren und zu umgehen und so über Jahrzehnte hinweg die Interessen von Kriminellen durchzusetzen." Die Kanzlei, ihre Gründer und Angestellten, hätten wissentlich unzählige Gesetze gebrochen, und das weltweit und wiederholt, schreibt "John Doe".

Abrechnung mit Politikern, Banken und Anwälten

"Ich habe mich dazu entschlossen, Mossack Fonseca dem Urteil der Weltöffentlichkeit auszusetzen, weil ich der Meinung bin, dass die Kanzleigründer, Angestellten und Kunden für ihre Rolle bei diesen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden sollten", schreibt "John Doe" weiter.

Briefkastenfirmen würden häufig mit dem Straftatbestand der Steuerhinterziehung in Verbindung gebracht. Doch die Panama Papers belegten ohne den geringsten Zweifel: "Auch wenn Briefkastenfirmen nicht per Definition illegal sind, dienen sie dazu, eine Bandbreite von Verbrechen zu begehen, die weitaus schlimmer sind als Steuerhinterziehung", heißt es.

In der Abrechnung beklagt "John Doe auch das Versagen der Banken, Finanzaufsichts- und Steuerbehörden. "Es wurden Entscheidungen getroffen, die die Reichen verschont und die Mittel- und Geringverdiener getroffen haben", heißt es. Auch die Gerichte und die Medien hätten versagt. An erster Stelle nannte die Person aber Anwälte, denen sie Korruption vorwirft.

Am Montag will das ICIJ eine interaktive Datenbank mit Informationen über mehr als 200.000 Briefkastenfirmenonline stellen. Mossack Fonseca forderte das ICIJ auf, die Daten nicht zu veröffentlichen. "Es handelt sich um gestohlene Informationen. Das stellt eine Verletzung des Verschwiegenheitsabkommens zwischen Anwalt und Mandant dar, das wir beschützen müssen", hieß es in einer Stellungnahme der Kanzlei vom Donnerstagabend (Ortszeit).

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