Triebwerkmängel beim A400M: Bundeswehr gibt Airbus Zeit bis Ende 2016

mardi 10 mai 2016

Airbus-A400M-Triebwerk

Airbus-A400M-Triebwerk

Das Verteidigungsministerium will das Transportflugzeug A400M noch nicht abschreiben. Es hofft, dass Airbus die gravierenden Triebwerksprobleme bis Ende 2016 beheben kann.

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Das Verteidigungsministerium zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass der Flugzeugbauer Airbus die Probleme an den Triebwerken des neuen Truppentransporters A400M doch noch in diesem Jahr lösen kann. In einer Antwort an die grüne Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger heißt es, dass möglicherweise Ende des Jahres eine Übergangslösung für die Mängel an den Aggregaten erarbeitet werden könne.

Gleichwohl räumt man ein, dass es bei der Lieferung von weiteren Flugzeugen an die Bundeswehr zu "weiteren Verzögerungen" kommen könne. Vorsorglich betont das Ministerium, dass die Kosten für die Behebung der Mängel an den Triebwerken allein von Airbus zu tragen seien. Bei weiteren Verzögerungen würde zudem Schadenersatz fällig.

Die Triebwerke des A400M bereiten den Airbus-Technikern derzeit Kopfzerbrechen. In den Motoren von bereits ausgelieferten Flugzeugen hatten sich kürzlich wegen der hohen Beanspruchung Späne aus Zahnrädern gelöst, ein Triebwerk fiel sogar aus. Alle 20 Flugstunden müssen die Aggregate deshalb aufwendig untersucht werden, ein normaler Flugbetrieb ist ausgeschlossen.

Es geht um die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe

Laut dem Ministerium wird derzeit intensiv an einer Übergangslösung für die Probleme getüftelt. Dabei sollen die anfälligen Einzelteile in den Triebwerken ausgetauscht werden. Die Zeit, bis die Techniker die Übergangslösung erarbeitet haben, werde "derzeit auf fünf bis sieben Monate geschätzt", so das Papier. Der Einbau bei den deutschen Maschinen würde dann noch mal drei bis sechs Wochen dauern.

A400M der Luftwaffe

A400M der Luftwaffe

Die Übergangslösung könnte das Wartungsproblem mildern. Die nachgerüsteten Triebwerke, so hofft man, müssten nicht mehr alle 20 Stunden gewartet werden. Zumindest die dringend nötige Ausbildung von A400M-Personal bei der Bundeswehr könnte weitergehen. Parallel arbeitet Airbus laut dem Ministerium jedoch an einer langfristigen Lösung durch ein "Design Review", also eine Neukonstruktion des Triebwerks.

Mit dem betont vorsichtigen Optimismus versucht das Ministerium, düstere Prognosen zu zerstreuen. Am Montag hatte SPIEGEL ONLINE berichtet, dass in der Führungsriege der Bundeswehr bereits Szenarien für den Fall durchgespielt würden, dass Airbus die Probleme an den Propeller-Triebwerken nicht in den Griff bekommt und die Auslieferung der A400M noch weiter in Verzug gerät.

Die Militärs sorgen sich um nicht weniger als die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe. Spätestens 2020 müssen die bereits heute altersschwachen Transportflugzeuge der Luftwaffe ausgemustert werden, sie sollten durch den A400M ersetzt werden. Bisher aber hat die Bundeswehr nur drei Flugzeuge erhalten, die noch viele Mängel aufweisen. Ob die versprochenen acht A400M für 2016 geliefert werden, kann Airbus derzeit nicht sagen.

Szenarien, Kosten und Konsequenzen

Bei Airbus hatte die SPIEGEL-ONLINE-Meldung für Nervosität gesorgt. Noch am Montagnachmittag teilte der Flugzeugbauer mit, ein Ausstieg der Bundeswehr aus dem europäischen Rüstungsvorhaben A400M stehe nicht zur Diskussion. Ein solcher Schritt war in dem Artikel gar nicht erwähnt worden, vielmehr ging es um das Nachdenken über Alternativen, falls die Triebwerksprobleme nicht gelöst werden können.

Durch die aktuelle Antwort wird klar, dass die Bundeswehr Airbus noch ein bisschen Zeit geben will. Aktuell habe der Hersteller der Triebwerke, die italienische Firma AVIO Aero, zusätzliches Personal für die Problembehebung abgestellt, in Italien würde in drei Schichten gearbeitet, so das Schreiben. Die Kosten dafür lägen "in alleiniger Verantwortung" des Herstellers, betont das Ministerium.

Auch ein weiteres Problem soll von Airbus bezahlt werden. So waren an einem französischen A400M Risse im Mittelrumpf entdeckt worden. Grund ist eine Aluminiumlegierung, die im Laufe des Einsatzes vermutlich durch Salzwasser korrodiert und brüchig wird. Laut dem Ministerium plant Airbus nun, "das Problem durch Austausch und konstruktive Änderungen von Bauteilen zu lösen".

Am Mittwoch muss die Bundeswehr im Verteidigungsausschuss über die aktuelle Lage beim A400M Rede und Antwort stehen. "Statt immer nur kleine Beruhigungspillen zu liefern, muss die Ministerin dem Parlament endlich über alle Szenarien, mögliche Kosten und Konsequenzen berichten und einen Weg aus dem Desaster aufzeigen", fordert Grünen-Verteidigungsexpertin Brugger.


Zusammengefasst:
Die Treibwerke des neuen Transportflugzeugs A400M weisen Mängel auf. Die Bundeswehr will dem Hersteller Airbus deshalb mehr Zeit geben, um die Probleme zu beheben. Trotzdem könnte sich die Lieferung weiterer Flugzeuge noch einmal verzögern.

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Triebwerkmängel beim A400M: Bundeswehr gibt Airbus Zeit bis Ende 2016

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