"Verdingkinder": Schweiz entschädigt Kindersklaven mit bis zu 25.000 Franken

mercredi 27 avril 2016

"Verdingkinder"-Ausstellung in Frauenfeld

"Verdingkinder"-Ausstellung in Frauenfeld

Jahrzehntelang ließ die Schweiz Kinder wie Arbeitssklaven ausbeuten. Jetzt stellt sich das Land dieser Vergangenheit.

Die Schweiz stellt sich einem düsteren Kapitel ihrer jüngeren Geschichte: Für die Ausbeutung von Waisen und armen Kindern als Arbeitssklaven sollen Entschädigungen gezahlt werden. Das beschloss der Nationalrat in Bern, die große Kammer des Parlaments.

Die als "Verdingkinder" bezeichneten Opfer sogenannter fürsorgerischer Zwangsmaßnahmen sollen demnach zwischen 20.000 und 25.000 Franken erhalten - umgerechnet also bis zu 22.750 Euro. Die Zahl der noch lebenden Anspruchsberechtigten wird auf bis zu 15.000 geschätzt.

Bis in die Achtzigerjahre waren in der Schweiz Kinder von den Behörden zwangsweise an Pflegefamilien "verdingt" worden, bei denen sie meist harte Arbeit leisten mussten, oft auf Bauernhöfen. In vielen Fällen litten die Kinder unter Übergriffen.

"Vergegenwärtigen, was jahrzehntelang möglich war"

Der Nationalrat sprach sich nun mit 143 zu 26 Stimmen bei 13 Enthaltungen für ein Entschädigungsgesetz aus. Angestoßen wurde das Gesetzesvorhaben durch eine Volksinitiative.

In der teils stark emotionalen Parlamentsdebatte erklärte Justizministerin Simonetta Sommaruga: "Wir dürfen nicht aufhören, uns zu vergegenwärtigen, was Jahrzehnte lang in unserem Land möglich war." Die Geschichte vieler Verdingkinder sei eine Geschichte der Armut, der Ausgrenzung und Diskriminierung. Fürsorgerische Zwangsmaßnahmen waren in der Schweiz zuletzt 1981 angeordnet worden.

Der Schweizer Regisseur Markus Imboden hat das Leiden vieler Opfer 2012 im Kinofilm "Der Verdingbub" thematisiert, der Forderungen nach Wiedergutmachung beflügelte.

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