Detmolder Auschwitz-Prozess: Früherer SS-Wachmann bricht sein Schweigen

vendredi 29 avril 2016

Angeklagte Reinhold Hanning

Angeklagte Reinhold Hanning

Reinhold Hanning muss sich im Detmolder Auschwitz-Prozess vor Gericht verantworten. Dort hat der ehemalige SS-Mann nun eine persönliche Erklärung abgegeben.

Im Detmolder Auschwitz-Prozess hat der frühere SS-Wachmann Reinhold Hanning sein Schweigen gebrochen. "Ich schäme mich dafür, dass ich das Unrecht sehend geschehen lassen und dem nichts entgegengesetzt habe", sagte der 94-Jährige vor dem Landgericht, wo er eine persönliche Erklärung verlas. "Es tut mir aufrichtig leid."

Er bereue zutiefst, einer verbrecherischen Organisation angehört zu haben, die für den Tod vieler Unschuldiger und für die Zerstörung unzähliger Familien verantwortlich sei - gemeint ist damit die SS, für die er während des Zweiten Weltkriegs als Wachmann gearbeitet hat. Bislang hatte sich Hanning während des gesamten Verfahrens nicht geäußert.

Anklage wegen Beihilfe zu Hunderttausenden Morde

Zuvor hatten seine Verteidiger einen 23-seitigen persönlichen Bericht über Hannings Jugend und seinen Einsatz in Auschwitz verlesen. Darin räumt er ein, von den Massenmorden gewusst zu haben. Er zeichnet gleichzeitig das Bild eines Mannes, der sich gegen seine Einberufung und den späteren Wachdienst nicht habe wehren können.

Gegen den 94-Jährigen war ursprünglich wegen Beihilfe zu mindestens 170.000-fachem Mord in dem Vernichtungslager zwischen Januar 1943 und Juni 1944 verhandelt worden. Vor wenigen Tagen hatte die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe ausgeweitet. Gegen Hanning wird nun wegen Beihilfe zu allen Morden im Vernichtungslager Auschwitz zwischen Januar 1943 und Juni 1944 verhandelt. Insgesamt wurden in dem Konzentrationslager bis zu 1,5 Millionen Menschen systematisch umgebracht.

Im März hatte Jakob Wendel, ein weiterer SS-Wachmann, in dem Prozess über seine Zeit in Auschwitz gesprochen. Ein Historiker hatte zuletzt in einem Gutachten dargelegt, dass er es für sehr wahrscheinlich halte, dass Hanning an der sogenannten Rampe eingeteilt gewesen sei. Dort trafen die Deportierten in Güterzügen ein und wurden selektiert. Die eine Gruppe wurde sofort in Gaskammern umgebracht, die andere zur Zwangsarbeit eingeteilt.

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