Jürgen Klopp: Der Albtraum für den BVB

jeudi 14 avril 2016

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp

2016 war der BVB noch ungeschlagen. Bis Jürgen Klopp kam. Der Coach erinnerte seinen Ex-Verein daran, dass Emotionen und Intensität manchmal mehr zählen als Taktik. Alles Wichtige zum Spiel.

Ausgangslage: Nach dem etwas enttäuschenden 1:1 im Hinspiel brauchte Borussia Dortmund im Rückspiel einen Sieg oder ein Unentschieden mit vielen Toren, um ins Halbfinale einzuziehen. Aber an der Anfield Road hatte noch nie eine deutsche Mannschaft gewonnen.

Atmosphäre: Einen Tag vor dem Jahrestag der Hillsborough-Katastrophe, bei der 1989 96 Liverpool-Fans ums Leben gekommen waren, sangen die Anhänger beider Fans vor dem Anpfiff minutenlang "You'll never walk alone". Fans aus Liverpool und Dortmund gedachten in Choreographien der Opfer.

Die Aufstellungen:
Liverpool: Mignolet - Clyne, Lovren, Sakho, Alberto Moreno - Milner, Can - Lallana, Firmino, Coutinho - Origi.
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Castro, Weigl - Mkhitaryan, Kagawa, Reus - Aubameyang.

Ergebnis: 4:3. Hier geht es zum Spielbericht.

Die erste Hälfte: Liverpool reichte ein 0:0. Erstmal defensiv und auf Konter spielen, das wäre gegen eine technisch überlegene Mannschaft wie den BVB nachvollziehbar gewesen. Aber entweder Jürgen Klopp hatte andere Pläne, oder seine Spieler waren von der emotionalen Atmosphäre so aufgewühlt, dass sie sofort den Weg nach vorne suchten.

Das hatte Folgen. Nach einem Fehlpass von Alberto Moreno konterte Dortmund perfekt. Gonzalo Castro spielte Pierre-Emerick Aubameyang an. Dessen Schuss wurde von Simon Mignolet noch pariert, aber den Nachschuss verwertete Henrich Mchitarjan zum 0:1 (5. Minute). Nur vier Minuten später verlor Roberto Firmino den Ball, auch das schlecht abgesichert. Marco Reus trieb den Ball mit einem tollen Dribbling durchs Mittelfeld und bediente Aubameyang mit einem perfekten Pass. Der Abschluss des Stürmers in den rechten Torwinkel war dann allerdings ebenso beeindruckend.

Ausgangslage zur Pause: Liverpool brauchte jetzt drei Tore. Gegen eine der besten Mannschaften Europas. Das gab es doch schon mal? Es war der 25. Mai 2005. Champions-League-Finale in Istanbul: Liverpool liegt gegen Milan 0:3 zur Pause zurück. Das Spiel endet aber 3:3 nach Verlängerung, im Elfmeterschießen siegen die Reds. Ein einmaliger Moment?

Überschrift zur Pause: "Emotion schießt keine Tore".

Die zweite Hälfte: War keine drei Minuten alt, als Divock Origi nach Anspiel von Emre Can auf 1:2 verkürzte. Neun weitere Minuten lang fehlten den Reds nur noch zwei Tore. Dann zeigte Mats Hummels seine Klasse im Gegenpressing und im Passspiel: Mit einem schönen Pass in den Rücken von Nathaniel Clyne setzte der Innenverteidiger Marco Reus ein. Der schloss mit einem Schuss in die lange Ecke ab (57.). Das musste doch endgültig die Entscheidung sein? Nein!

Philippe Coutinho traf von der Strafraumgrenze zum 2:3 (66.). Mamadou Sakho glich nach einer Ecke zum 3:3 aus (77.). Und dann die Nachspielzeit: Dejan Lovren traf nach einer der ungezählten Flanken von James Milner zum Siegtreffer für die Reds.

Zahl des Abends: 53. Der Sieg gegen Dortmund war das 53. Pflichtspiel für Liverpool in dieser Saison. Mindestens neun werden bis Saisonende noch dazukommen. Warum die Reds dennoch so viel Kraft hatten, bei aussichtslos scheinender Ausgangslage bis zum Abpfiff zu rennen, zu grätschen und zu pressen - das bleibt vielleicht das Geheimnis von Klopp. Jedenfalls erinnerte er alle Beobachter wieder daran, was er mit seinem berühmten Wort "Vollgasveranstaltung" meinte.

Erkenntnis des Abends: Thomas Tuchel ist ein großer Trainer. An der Taktiktafel kann Klopp ihm wohl nicht das Wasser reichen, und es spricht vieles dafür, dass er eine sehr große Karriere vor sich hat. Aber an diesem aufwühlenden Abend an der Anfield Road, wo die unglaubliche Intensität von Klopps Fußball und die historische Atmosphäre des Stadions zusammenkamen, war der Trainer der Zukunft seinem Vorgänger in einem wesentlichen Aspekt dann doch unterlegen.

Das heißt übrigens nicht, dass es im Fußball immer um Willenskraft oder Leidenschaft ginge. In neun von zehn Fällen wird die bessere Fußballmannschaft gewinnen, oder die mit der besseren Taktik. Heute war einer der anderen Fälle.

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